Full text: Die Geschichte der Römer und der mit ihnen in Beziehung getretnen Völker (Bd. 1, Abth. 2)

384 
Roms Schicksale durch die Tresvirn. 
Dritter Abschnitt. Von Casars Tod bis zur Schlacht bei Actium, 
44-31. 
Noms Schicksale durch die Tresvirn. 
§ 176. 
1. Daß aus sündhafter Thal nichts Ersprießliches hervorgeht, lehrt Ca¬ 
sars Ermordung auf das deutlichste. Sie hat Rom nicht vor der Monarchie 
bewahrt, sondern nur neue entsetzlichereLeiden vor ihrer bald erfolgenden festen 
Begründung über dasselbe gebracht. Aber sie gibt auch einen deutlichen Beweis 
dafür, wie der verbrecherische Gedanke über die Seele verhangnißvolle Verblen¬ 
dung und Schwache bringt, daß das, was dem Thater größere Sicherheit ge- 
wären würde, versäumt und dadurch die Strafe herbeigeführt wird. Wahrhaft 
kindisch waren die Voraussetzungen, mit welchen die Verschwornen an ihr 
gräßliches Werk gteitgen1). Sie hatten geglaubt, der Senat, das Volk, die 
Provinzen würden jauchzend ihnen als Befreiern zufallen, und nicht nur kein 
Gefühl davon gehabt, daß das Verbrechen auch den entsetzt, der seine Folgen 
vielleicht hinnimmt, sondern auch gar nicht in Rechnung gezogen, wie unend¬ 
lich viele durch persönliche Dankbarkeit und Treue an Casar gebunden waren 
und welche Mittel denen zu Gebote stünden, welche seine Rolle zu übernehmen 
gewillt und befähigt waren. M. Ämilius Lepidus, Cäsars Magister 
eguitum, stand mit dem Heer, das er nach seinen Provinzen, dem narbonen- 
sischen Gallien und dem diesseitigen Hispanien, führen sollte, vor den Thoren 
der Stadt und, war er auch kein großer Charakter, so war doch wenigstens 
vorauszusehn, daß er nicht ohne Kampf Cäsars Werk zerfallen, seine eigne 
Stellung sich entstehn laßen werde. Vor allen andern aber warM. Antonius, 
Cäsars Kollege im Consulat, ein Mann gleich ausgezeichnet an Kraft und 
Klugheit, wie rücksichtslos seinen wüsten Lüsten opfernd, zu fürchten als der, 
welcher seines Meisters Stelle einzunehmen trachten, und schon, weil er als 
jenes bedeutendster Gehülfe am meisten zu fürchten hatte, wenigstens mit allen 
Kräften seinen Tod zu rächen streben werde2). Das hatten die Verschwornen 
gänzlich übersehn, als der Gedanke auch sie zu ermorden unter ihnen aufge¬ 
taucht, aber verworfen worden war. Sie hatten die Reden entworfen, mit 
denen sie nach vollbrachtem Mord den Senat zur Herstellung der Freiheit anf- 
fordern wollten, aber sie standen allein bei der Leiche; entsetzt waren die Se¬ 
natoren auseinander gestoben. Von ihren bewaffneten Fechtern umgeben, einen 
Hut, das Symbol der Freiheit, vor sich her tragen laßend zeigten sie sich dem 
Volk, aber niemand wagte ihrer That Beifall zu zollen. Angeblich um zu 
opfern, in der That aber um ihrer Sicherheit willen begaben sie sich auf das 
Capitol. Zwar fanden sich hier einige Männer zu ihnen, welche es mit der 
Herstellung derRepublik ernst meinten, wieCiceroH, oder die That zum eignen 
Gewinn benützen wollten, wie P. D olab ella, dem jetzt der Consulat Cäsars 
1) Oie. ad Alt. XIV 21, 3. •— 2) App. 622 sq. Bei ihm finden wir die beste 
zusammenhängende Darstellung der Ereignisse, obgleich die Chronologie nicht immer 
die richtige ist. — 3) Appian nennt ihn nicht (623, 4), doch bezeugt er es selbst ad 
Art. XIV 10, 1. Phil. II 35, 89. P. Dolabellas Namen steht bei Äppiau ausdrück¬ 
lich unter denen, welche sich sofort ben Verschwornen näherten, Drum. I 87 indes 
nimmt an, daß er erst am 16. für die Mörder zu reden gewagt habe. Keinesfalls 
kann ich annehmen, daß die Anreden von Brutus und Cassius an das Volk statt¬ 
gefunden, als M. Lepidus wieder in der Stadt erschienen war.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.