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Roms Schicksale durch die Tresvirn.
öffentliche Leichenfeier für ihn genehmigt^). Die Verschworuen luden unter¬
des das Volk auf das Capitol und Brutus wüste durch die Versprechungen,
die er ertheilte, in den erschienenen eine versöhnliche Stimmung zu erwecken^).
In der am 18. Marz berufnen Volksversammlung theilten die Coss. die Be¬
schlüße des Senats mit und Cicero empfahl ste in begeisterter Rede. Das Volk
begehrte das Erscheinen der Verschwornen in seiner Mitte. Jene forderten Gei¬
seln für ihre Sicherheit, und Antonius und Lepidus gaben ihre Söhne. Nun
stiegen ste vom Capitol herab, wurden mit Beifall begrüßt und die Coss. um¬
armten sie auf des Volks Geheiß, ja Antonius und Lepidus gaben ihnen Be¬
weise von Freundschaft, und als nun vollends der Senat noch ausdrücklich die
von Casar getroffne Anordnung über die Statthalterschaften bestätigte, waren
sie vollständig im Gefühle der Sicherheit eingelullt, daß sie den Abgrund nicht
sahen, den ihnen Antonius grub^).
3. Die erste Gelegenheit zur tiefsten Aufwühlung des Volks, welches nur
in der augenblicklichen Angst vor den Leiden und Schrecken eines neuen Bürger¬
kriegs die Beschlüße der Amnestie gern gesehn hatte, bot die Bekanntmachung
von Casars Testament, welche Antonius klug zuließ, obgleich derJnhalt eigent¬
lich seinen Plänen entgegenstand. Casar hinterließ keine Kinder. Haupterbe
war der als Sohn adoptierte Enkel seiner jüngern Schwester Julia,
G. Octavius, aber dem Volke waren die Garten jenseit der Tiber und jedem
Bürger ein Geschenk von 300 Sestertien (75 Denare — 15 Thlr.) vermacht.
Was konnte fester im Volk die Überzeugung bewirken, daß der, welchen die
Mörder und die optumatischen Republikaner als einen Tyrannen verschrieen,
ein achter Bürgersreund gewesen? Und was konnte die Undankbarkeit eines
der Mörder, des Dec. Brutus, gräßlicher vor Augen stellen, als die Be¬
stimmung, die ihn nebst M. Antonins und Andere im Falt des Ablebens des
ersten Erben als Nachfolger einsetzte^)? Nun folgte die Leichenfeier- Der
Scheiterhaufen war auf dem Marsfeld errichtet, L. Calp urn ius Pi so,
Casars Schwiegervater, führte den Leichenzug. Der Sitte gemäß wurde auf
dem Forum die Rede gehalten. Antonius hatte sie übernommen. Sie war ein
Meisterstück in der Kunst, die mächtigste Aufregung zu bewirken. Er erwähnt
die Casars Ehre und Sicherheit betreffenden Beschlüße von Senat und Volk
und weist auf das hin, was jetzt der Befolgung jener entgegen steht, es immer
scheinbar ehrend, aber immer von neuem als verwerflich umstoßend. Und
nachdem er Cäsars Thaten gepriesen und seinem Freunde die Thränen der
Liebe und Dankbarkeit gezollt hat, läßt er im Wachsbilde die von Wunden
gräßlich entstellte Leiche erscheinen. Da bricht des Volkes Jammer in blinde
Wut aus. Es ward verhindert die Leiche in der Curie des Pompeius, wo die
Blutthat geschehen war, es wird gehindert ste auf dem Capitol, Roms hei¬
ligstem Göttcrsttz, zu verbrennen, aber es häuft auf dem Markt einen hohen
Scheiterhaufen zusammen und so gewaltig lodert die Flamme, daß L. Bellicnus
Haus mit niederbrennt. Mit Feuerbränden eilen die Erzürnten nach der Mör¬
der Häusern; die Verteidigungsanstalten und Bitte» der durch Feuersbrunst
bedrohten Bürger bewegen ste zum Abstehn; aber der Volkstribun Helvius
Cinna wird zerrißen, weil man ihn mit dem Prätor Cinna verwechselt. Und
1) Cic. Phil. I 3 u. 7. Ul 12. App. 635 sq. Plut. Ant. 58. Suet. Oct 101.
Drum. I 90 — 95. — 2) App. p. 636 — 640. Cic. ad Alt. XV lb, 2. — 3) App.
640 sq. Cic. Phil. I 13, 31. II 35, 89 f. Ich finde nicht genug Anhalt, um mit
Drum. I 96 gegen Appians Zeugnis die Volksversammlung als noch am 17. März
stattgefuudeu anzusehn. — 4) App. 641, 6 — 21. Vgl. die übrigen Nachweisuugen bei
Drum. 1 98 — 101,