Roms Schicksale durch die Tresvirn.
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lich in Oberitalien, wurden ihnen so überlaßen, daß aller Besitz, Hans und
Hof, Acker und Vieh, ja selbst die Sklaven und das Hausgerat ihnen gehörte.
Vergeblich baten die so getroffnen Städte, alle Gemeinden in Italien nach
Raten beizuziehn, es ward den Soldaten sogar gewahrt, daß sie auch der den
ihnen angewiesnen benachbarten Grundstücke und Landgüter sich bemächtigen
durften^). Die dadurch erzeugte Misstimmung — denn die Veteranen waren
nicht zufrieden gestellt und die beraubten begehrten Hülfe und Ersatz — glaub¬
ten Fulv ia und L. Antonius zu Octavians Sturz benützen zu können.
Der letztere forderte, daß die Truppen seines Bruders durch ihn ihre Kolonien
angewiesen erhielten, und Octavianus gab darin nach in der Berechnung, daß
ihm ein Theil der Last und der Gehaßigkeit dadurch abgenommen werde- Doch
bald zeigte jener, daß es ihn selbst um seinen Bruder nicht zu thun war; er
erklärte die Landesvertheilung für Unrecht und das Fortbestehn des Triumvi¬
rats nach Besiegung von Casars Mördern für ungesetzmäßig. Vergeblich such¬
ten die nach Ruhe und Frieden sich sehnenden Veteranen einen Vergleich zu
stiften, die Waffen neusten entscheiden-). Hatte sich L. Antonius nicht in eine
zweideutige Stellung gebracht, indem er im Auftrag seines Bruders zu kämpfen
vorgab und dennoch gegen denTriumvirat auftrat, undware er selbst energischer
gewesen, so würden ihm die für die gallischen Provinzen bestimmten Unter-
seldherrn seines Bruders, Q. Astnius Pollio, L. Munatius Plancus, P.
Ventidius, und die Veteranen desselben freudig zugesallen sein und Octavia¬
nus wäre, da die Sperrung der Getraidezufuhr durch S. Pomp eins das
Volk in gefährliche Aufregung versetzte, vielleicht verloren gewesen. So aber
vereinigte sich derselbe mit seinem nach Hispanien erst aufgebrochnen Feld¬
herrn M. S alvidienus, machte die Vereinigung des Gegners mit den im
Norden stehenden Heeren seines Bruders unmöglich und nötigte ihn, sich in
Perusia einzuschließen. Nach hartnäckiger Verteidigung zwang noch im
Winter nach Beginn des Jahres 40 die gräßlichste zum Sprüchwort gewordene
Hnngersnot zur llbergabe, bei welcher Octavianus durch milde Behandlung
die Truppen gewann und L. Antonius nicht unehrenvoll behandelte^).
Fulvia begab sich nach Achen, um dort mit ihrem Gatten zusammenzutreffen,
und die Feldherrn desselben, von einem Theile ihrer Truppen verlaßen, zogen
sich nach Süditalien, um ebenfalls jenes Ankunft zu ewarten. So fand denn
Octavianus Gelegenheit, das in Ligurieir stehende Heer nach dem Tode seiires
Anführers L. Fufius Calenus zu gewinnen und persönlich die gallischen
Provinzen seines Kollegen im Triumvirat an sich zu bringen. Sechs Legionen,
die von Antonius zu ihm übergetreten waren, übergab er M. LepiduS,
welcher ihm nach seinen Kräften Beistand geleistet hatte, und diesem überließ
nun T. Sertius, welchernach Besiegung des Ol. Cornificius das alte Afrika
zu der neuenProvinz hinzugewonnen und gegenden von Octavianus gesandten
Prätor G. Phango behauptet hatte, die beiden Provinzen ^).
5. Der Vertrag von Brimdusium. M. Antonius, durch den ehe¬
brecherischen Umgang mit Kleopatra von allem ernsten politischen Handeln ab-
1) Dio XLVIII 6. App.: 825 sq. Das letztere geschah unter andern bei Cre-
mona. Als die Acker dieser Stadt nicht zureichten, drangen die Soldaten auch in
Mantrra und Andes ein (Serv. ad Verg. Ecl. IX 28. Jahn, praef. ad Verg. p.
XXII). Vergibs kleines Landgut ward ihm auf Q. Asinius Pollios Fürsprache durch
Octavianus wieder gegeben. Vgl. Drum. I 398 ff. — 2) App. 826 — 833. Dio.
XLVIII 3—12. Veil. II 74. Drum. I 399 — 404. — 3) S. Drum. I 448 f. —
4) App. 833 — 855. Dio XLVIII 12—15 u. 20 — 23. Liv. ep. CXXV u. CXXVI.
Veil. II 74. Suet. Octav. 13 u. 14. Drum. I 404 — 415.