Full text: Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen (Bd. 2, Abth. 1)

Die Zeit nach Christo 
Die Periode des Uebergangs vom Altertum zum 
Mittelalter. 
Erster Abschnitt. Von der Gründung der römischen Monarchie bis zur 
großen Völkerwanderung 30 v. — 374 n. Ehr. 
§ 1. 
Einleitung. 
3)^it der Erlösung durch den eingebornen Sohn Gottes, Jesum Christum, 
beginnt eine gänzliche innere Umwandlung der Menschheit und des gesamten 
Menschenlebens. Sie konnte nicht anders erfolgen als durch einen langen, 
von den Christen mit den Waffen des Geistes, von den Heiden mit fleischlicher 
Gewalt geführten Kampf. Das nahe Zusammentreffen des Zeitpunktes, welchen 
sich Gott zur Ausführung der größten That seiner erbarmenden Gnade ausersehen 
hatte, mit zwei großen äußern Ereignissen: 1) der Umwandlung der römi¬ 
schen Republik in ein Kaiserreich, 2) der ersten größern und nachhaltigen 
feindlichen Berührung der Römer mit den Germanen, kann kein zufälliges 
sein und wir werden deshalb auf die Bedeutung, welche die letztern für die 
Ausbreitung des Christentums gehabt, fortwärend unsere Aufmerksamkeit 
richten müßen. 
§ 2. 
Augnstns Negierung 30 v. —14 n. Chr. 
1. Mit festester Consequenz und rücksichtslosester Anwendung aller zum 
Zweck dienenden Mittel hatte Oetavianus den Plan, welchen er zwar aus 
Herschsucht, aber nicht ohne das Bewustsein der historischen Notwendigkeit 
gefaßt hatte: seines großen Adoptivvaters Erbe sich zuzueignen, durchgeführt. 
Die Gegenparteien waren vertilgt, die republikanische durch die entsetzlich 
grausamen Proscriptionen und auf den Schlachtfeldern bei Philippi, der letzte 
Nest der pompeianischen mit S. Pompeius Flucht und Tod. Von den beiden 
mit ihm das gleiche erstrebenden Häuptern der Cäsarianischen Partei, mit denen 
ihn nur das gemeinsame Interesse der Vernichtung der Gegner zu heuchle¬ 
rischem Bunde vereint, war der schwache M. Lepidus ohne Mühe beseitigt 
worden, der immer zu fürchtende Antonius hatte sich durch Wollust und 
Schwelgerei um die eigne Thatkraft und um alle Achtung bei den Römern ge¬ 
bracht, so daß seine Niederlage nur als der Sieg der gerechten Sache erschien. 
Unbestritten war Oetavianus der Führer der herschenden Partei *); nicht durch 
1) Tac. ab exc. d. Aug. I 2. 
Diersch, Lehrbuch d. Geschichte. II. Bd.l.Abth.2. Aufl. 
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