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Konrad I 911 — 018.
Ländern veranlaßte die frechen Räuber, ihre Züge weiter auszudehnen, wie
sie denn 917 jenseit des Rheins Basel verbrannten und in Lothringen Beute
zusammenschleppten.
3. Das Wolgefallen aller begleitete Konrad, als er 912 auszog, Loth¬
ringen, wo er einst selbst um das Herzogtum gestritten hatte und sein Haus
Güterbesaß, dem Westfranken Karl, dem es sich ergeben, zu entreißen. Aber
zwei Feldzüge (913 der zweite) brachten keinen weitern Gewinn, als daß
der Elsaß mit Deutschland verbunden blieb H. Bon allen Herzogtümern
war Sachsen das festeste und mächtigste, weil es, schon länger begründet,
die einmütigste Anhänglichteit des Volks zu seiner Stütze hatte. Zwar hatte
Otto der Erlauchte dem König nie entgegengehandelt, aber widersprach nicht
schon das Vorhandensein einer solchen'nicht verfügbaren Macht der Anschauung
des Königtums und konnte sie nicht bald gefährlich werden? Solche Gedanken
fanden in Konrads Seele Raum, als am 30. Rov. 9122) Otto zu den
Vätern hcimgegangen war. Zwar der Sachsen Herzogtum anzutasten wagte
er nicht — denn begeistert standen diese zu Heinrich, der ohne Widerspruch
des Vaters Erbe angetreten hatte — aber die thüringischen Erwerbungen
sollten dem Sohn nicht bleiben. Dazu stachelten an Hatto von Mainz,
dessen Erzstuhl bedeutende Güter in Thüringen gehörten, und des Mark¬
grafen Burchard Söhne, die Grafen Burchard und Bardo. Überliefert
ist, daß 913 Heinrich des Erzbischofs Güter in Thüringen einnahm und die
beiden Grafen vertrieb^), aber wir wissen nicht, ob und wie der Kampf
weiter geführt wurde. Konrad fand anderwärts nötigeres zu thun. Die hef¬
tigste Erbitterung herschte zwischen der Geistlichkeit und den nach der Herzogs¬
gewalt strebenden weltlichen Großen in Schwaben und Baiern, weil diese,
um durch Landvergebung an ihre Getreuen ihre Stellung zu befestigen, Güter
der Kirche einzogen4), jene dagegen alle Mittel in Bewegung setzten, um des
Königs Beistand zur Behauptung ihrer wirklichen, oft aber auch streitigen
Besitzrechte zu erlangen. Schon hatten zwei Grafen gewagt, den Bischof
Einhard von Speier zu erschlagen, und im Vertrauen auf ihre Einung mit
ihrem Neffen Arnolf von Baiern5) ergriffen in Schwaben Erchanger und
Berchtold Gewaltmaßregeln. Als sie vom König angewiesen wurden die
Burg Stanrmheim, die sie ans dem Boden eines Kammerguts errichtet hatten,
dem Bischof Salomon von Konstanz, einst ihrem Gehülfen (§ 98, 3 d),
jetzt ihrem eifrigsten Gegner, zu übergeben, setzten sie jenen 914 auf eine
ihrer Festen gefangen und erhoben zugleich mit Arnolf von Baiern die Fahne
der Empörung. Konrad entfaltete seine ganze Macht und Energie. Erchanger
geriet in seine Gewalt und ward verbannt ö). Allein Erchangers Beseitigung
erweckte dem vertriebnen gleichnamigen Sohn des Herzogs Burchard Hofs-
nungen. Mit Anspruch ans des Landes Verwaltung kehrte er heim und der
1) ©inumi. 11 576—79. 583 — 85. 590. — 2) Waitz Ere. Ili S. 199 f.
©inumi. Il 580 — 83. — 3) Waitz a. a. O. S. 21 4 und Ere. IV S. 201—204.
Die bekannte Sagc von Halto's Mordanschlag gegen Heinrich (Widuk. 1 S. 25. Gicse-
brecht I 1 S. 178 f. Waitz S. 22) ist ein weiterer Bcweis, mie die hohe Geistlich-
keit in ihrern Widerstrebcn gegen den kriegerischen Ade! dcrn Voli erschien. Nach
Widukind ist Hallo aus Kurnrner rider die Wegnahme seiner Gnlcr am 15. Mai 913
gestorben. — 4) Buding. S. 237—41, ber tresfend aus die gleiche Lagc und die gleiche
Mahnahmc Karl Marteils und Pipin des Kurzen aufmerksam machl. Wie bic <55eift-
lichen jcnen Nellcr Enropa's und der Kirche dcshalb dem Hollenpfnhl iiberlieferten,
so hiengen sic anch Arnolf von Baiern den Beinamen ''des Bosen' an. — 5) Er war
der Sohn rhrer Schwester Kunigunde. — 6) Biiding. S. 234. Diimml. Il 574 ss.
587. 589. 590 f. 593.