Full text: Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen (Bd. 2, Abth. 2)

Otto T der Große 936 — 973. 
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Merseburg gelobte, so hatte er schon vorher den Lieblingswunsch gefaßt, 
indem geliebten Magdeburg, das seiner unvergeßlichen ersten Gemalin 
Editha Gebeine barg, das Erzbistum aufzurichten, doch die Ausführung 
scheiterte an der Weigerung des eine große Idee zu faßen unfähigen Bischofs 
Bernhard von Halber st adt, Magdeburg aus seinem Sprengel zu 
entlaßen, der Wilhelm von Mainz, weil er es für seine Pflicht erachtete 
der Kirche , kein Recht auf Königsgebot entziehn zu laßen, Geltung gab. 
Dieser Widerstand trug nicht wenig bei, daß er des Papstes Auetorität 
für sich zu gewinnen strebte und dadurch deren Geltung über die deutsche 
Kirche factisch wieder hob. 962 gab ihm Johann XII im voraus zu seiner 
Absicht, neue Bistümer zu errichten, die Sanction, 967 auf einer Synode 
zu Rom Johann XIII die Einwilligung zur Errichtung des Erzbistums 
Magdeburg und der Bistümer Merseburg, Zeiz und Meißen, der 
bald darauf (2. Jan. 968) die Bestätigung des dem letzten zuzuweisendeu 
Sprengels und des St Afraklosters folgte H. Der Tod Bernhards (3. Febr. 
968) und Wilhelms räumte die letzten Schwierigkeiten hinweg, da die neu- 
gewählten Hatto von Mainz und Hildiward von Halberstadtauf 
der Synode zu Ravenna ihre Einwilligung erklärten. Rasch lvard das 
segensreichste, was er gewollt, ins Leben gerufen-), und das Anschauen des 
Gelungnen war seine größte Freude. Nachdem er eine Synode und einen 
Reichstag in Ingelheim gehalten hatte, besuchte er 973 Magdeburg, daun 
Quedlinburg. Am letztern Orte erschienen, seine Oberhoheit anerkennend, 
Miesco von Polen und Boleslaw von Böhmen. Markgraf Hodo 
hatte den ersten angegriffen, war aber von ihm mit Beistand des Böhmen¬ 
herzogs geschlagen worden. Auf Otto's Gebot wurden die Waffen niederge¬ 
legt und ihm die Schlichtung des Streits anheim gestellt. Von Quedlinburg 
sandte er den Bischof Bruno zu dem König der Ungern Geisa, dem Seh¬ 
nenden das Christentum zu bringen. In Merseburg trafen mit reichen 
Geschenken Gesandte der Sarazenen aus Afrika ein, aber erschütternd wirkte 
auf des Kaisers Gemüt der Tod des treusten, geschicktesten, langjährigsten 
Freundes, Hermann Billung (ff 27. März 973). Am 6. Mai betrat 
Otto Memleben, wo sein Vater den Geist ausgehaucht hatte, und schon 
am 7. schied er selbst durch einen schnellen schmerzlosen Tod in Frieden aus 
dem Leben3). 
13. Indem Otto den erhabnen Ideen, welche sein Zeitalter in sich trug, 
seine gewaltige Kraft, seine großartige Festigkeit, seine sich selbst vergeßende 
Anstrengung widmete, hat ihm mit Recht der Deutschen freudiger Stolz den 
Beinamen des Großen beigelegt, mit um so größerem als, was er geleistet, 
ganz auf seiner Persönlichkeit beruht. Der Charakter seiner Zeit verleugnet 
sich nicht an ihm. Grausamkeit gegen den hartnäckigen, erst durch schweren 
Kampf niedergeworfnen Feind ist ihm öfter nicht als ein Unrecht erschienen, 
und doch haben nicht allein seine Zeitgenoßen die in ihren Augen größten 
Tugenden der Herscher, Großmut und Freigebigkeit, zu rühmen gehabt, auch 
1) Dönnig. S. 123 u. 128. — 2) Der erste Erzbischof von Magdeburg war 
jener Adalbert, der zu den Rußen als Missionär gegangen war (ob. 5 a. E. Amu.). 
Die Urkunde Pertz legg. II p. 560. Die von Meißen ist abgedruckt in Ortel: 
Geschichte von St Afra. Meißen 1843. Dem Erzbistum wurden außer deu geuaunten 
drei neu errichteten Bistümern Havelbcrg und Brandenburg untergeordnet. 
Dazu kam Posen, da durch Miesco's Gattin, die böhmische Prinzessin Dubrawka 
bei den Polen das Christentum Eingang gefunden hatte. — 3) Die Eingeweide 
wurden in Memlebeu bestattet, der eiubalsamierte Leichnam au Editha's Seite nach 
Magdeburg zu Grabe gebracht. 
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