thumbs: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

188 Die Griechen vor dem Kampfe mit den Persern. 
sich schon durch den Einfluß, den er auf zwei Unternehmungen ausge¬ 
übt, berühmt gemacht. Die Athener hatte er bewogen, die zwischen 
ihnen und den Megarern streitige Insel Salamis, die sie nach vielen 
vergeblichen Versuchen schon anfgegeben hatten, wieder zu erobern, 
worauf die Spartaner, denen die Sache zur Entscheidung vorgelegt 
wurde, durch fünf ernannte Schiedsrichter den Athenern die Insel zu¬ 
sprachen. Eben so hatte Solon auf die Unternehmung eines Krieges 
gegen die Stadt Krissa gewirkt. Die Bewohner dieser Stadt hatten 
sich des Frevels schuldig gemacht, von Besuchern Delphi's Zölle zn er¬ 
pressen. Den Krieg, der dieses rächen sollte, führte ein amphiktyonisches 
Heer, an dessen Spitze nebst zwei Thessalern Megakles' Sohn Alkmäon 
und der Tyrann Klisthenes standen. Die Stadt wurde zerstört und ihr 
Gebiet dem delphischen Tempel überlassen. Wenn aber Solon eine 
Berühmtheit des Namens besaß, welche bei allgemeiner Noth die Auf¬ 
merksamkeit auf ihn lenkte, war er durch seine bürgerliche Stellung auch 
zur Ausgleichung des jetzt bestehenden Gegensatzes vorzüglich geeignet. 
Dem Geschlechte der Kodriden angehörig, war er frühzeitig durch Be¬ 
schränktheit des Vermögens zum Handelsmanne geworden und hatte 
auf Reisen den Kreis seiner Beobachtungen erweitert und Erfahrungen 
gesammelt. So war er derjenigen Richtung der Thätigkeit befreundet, 
welche in dem zum Handel gleichsam berufenen Volke Athens Viele an 
Vermögen den Eupatriden gleich zn stellen ansing. War er nun durch 
Abkunft auf der Seite der Eupatriden und durch den Verlauf seines 
Lebens auf der Seite des Volkes, so eignete sich für ihn eine Rolle der 
Vermittlung. Diese zu übernehmen war er um so geschickter, als er 
in dichterischer Thätigkeit eine Klarheit des Geistes und einen Adel der 
Gesinnung entwickelt hatte, wodurch er einen über selbstsüchtige Be¬ 
strebungen wie über Parteirückstchten erhabenen Standpunkt einnahm. 
Er besaß jene in lehrreichen und kernhaften Sprüchen sich kundgebende 
und zu Anordnung und Leitung befähigende Weisheit, um derentwillen 
man später ihn und sechs seiner Zeitgenossen, Thales aus Milet, den 
Aesymneten Pittakus von Mytilene, Bias aus Priene, den Tyrannen 
Kleobulus von Lindus, den Lacedämonier Chilon und den, der in diesem 
Kreise der Unwürdigste scheint, den Tyrannen Periander von Korinth, 
unter dem Namen der sieben Weisen zusammengefaßt hat. Der Ver¬ 
kehr mit Epimenides hatte seinem Nachdenken die bestimmtere Richtung 
auf die Mittel, das Staatswesen seines Vaterlandes zu befestigen, ge¬ 
geben und seine Thätigkeit für die Bestrafung von Krissa mag nicht 
ohne Einfluß auf das delphische Orakel gewesen sein, welches ihn zum 
Betreten der gesetzgeberischen Laufbahn ermuthigte. 
40. Seine Thätigkeit ist eine dreifache. Er beseitigte für den 
Augenblick die obwaltenden Mißverhältnisse, regelte in neuer Weise den
	        
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