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ward, konnten sie sich nicht dazu entschließen, die Sen¬
dung anznnehmen. Die Dame erhielt demnach die Gaben
zurück, dazu einen Zettel, ans dem die von einem preußischen
Verwundeten mit Bleistift geschriebenen Worte standen:
„Hier giebt es keine bayerische und keine preußische
Verwundete, sondern nur Verwundete."
Einem Dienstmädchen in Glauchau ging aus der Um¬
gegend von Königgrätz folgender Brief zu: „Werthes
Fräulein! Als wir Dienstag, den 3. die blutige Schlacht
schlugen und die Sachsen zurücktrieben, lag ein Sachse
auf dem Hofe eines Schlosses zum Sterben, die Kugel
war ihm durch den Kopf gegangen. Da winkte er mich
an sich heran und zeigte ans seinen Brotbeutel; ich faßte
hinein und fand eine Brieftasche, worin beigehender Zettel
lag, und habe jetzt seinen Wunsch erfüllt, Ihnen seinen
Tod zu melden. Er starb als ein tapfrer Soldat für
seinen König. Der Soldat, welcher Hermann Hase heißt,
hatte noch eine Uhr und einen Gulden Papiergeld bei
sich. Obgleich ich es als rechtliche Kriegsbeute betrachten
kann, so will ich es nicht behalten, kann eS Ihnen aber
auch nicht zuschicken, weil auf der Feldpost keine Packete
angenommen werden. Ich bin selbst verwundet und werde
höchst wahrscheinlich nach Sachsen in ein Lazarett) trans-
portirt werden, und wenn mich das Geschick nach Glauchau
hinführt, so werde ich mich nach Ihnen erkundigen und
Ihnen Sämmtliches einhändigen; wenn nicht, so erhalten
sie es nach dem Kriege, wenn ich mit dem Leben davon¬
komme, aus meiner Heimath, welche Brannsberg in Ost¬
preußen ist, zurück. Achtungsvoll I. Korsch, Füsilier."
Auf der Rückseite des Couverts stand die Bemerkung: