Full text: Der deutsche Krieg von 1866

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ward, konnten sie sich nicht dazu entschließen, die Sen¬ 
dung anznnehmen. Die Dame erhielt demnach die Gaben 
zurück, dazu einen Zettel, ans dem die von einem preußischen 
Verwundeten mit Bleistift geschriebenen Worte standen: 
„Hier giebt es keine bayerische und keine preußische 
Verwundete, sondern nur Verwundete." 
Einem Dienstmädchen in Glauchau ging aus der Um¬ 
gegend von Königgrätz folgender Brief zu: „Werthes 
Fräulein! Als wir Dienstag, den 3. die blutige Schlacht 
schlugen und die Sachsen zurücktrieben, lag ein Sachse 
auf dem Hofe eines Schlosses zum Sterben, die Kugel 
war ihm durch den Kopf gegangen. Da winkte er mich 
an sich heran und zeigte ans seinen Brotbeutel; ich faßte 
hinein und fand eine Brieftasche, worin beigehender Zettel 
lag, und habe jetzt seinen Wunsch erfüllt, Ihnen seinen 
Tod zu melden. Er starb als ein tapfrer Soldat für 
seinen König. Der Soldat, welcher Hermann Hase heißt, 
hatte noch eine Uhr und einen Gulden Papiergeld bei 
sich. Obgleich ich es als rechtliche Kriegsbeute betrachten 
kann, so will ich es nicht behalten, kann eS Ihnen aber 
auch nicht zuschicken, weil auf der Feldpost keine Packete 
angenommen werden. Ich bin selbst verwundet und werde 
höchst wahrscheinlich nach Sachsen in ein Lazarett) trans- 
portirt werden, und wenn mich das Geschick nach Glauchau 
hinführt, so werde ich mich nach Ihnen erkundigen und 
Ihnen Sämmtliches einhändigen; wenn nicht, so erhalten 
sie es nach dem Kriege, wenn ich mit dem Leben davon¬ 
komme, aus meiner Heimath, welche Brannsberg in Ost¬ 
preußen ist, zurück. Achtungsvoll I. Korsch, Füsilier." 
Auf der Rückseite des Couverts stand die Bemerkung:
	        
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