Full text: Der deutsche Krieg von 1866

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den Gegenstand. Der Erbe eines Thrones, entflammt 
von dem Gedanken, seinem Volke einst als ein wirklich 
Erster vorzustehen, hatte das nächste Interesse daran, die 
Regierungsthätigkeit der fürstlichen Geschlechter einer ge¬ 
wissenhaften Benrtheilung zn unterziehen und ihr Ver¬ 
halten zu bemessen nach den Pflichten des fürstlichen 
Amtes. Da zogen denn an seiner Seele zunächst vorüber 
die alten Kaisergeschlechter von Carolus dem Großen, der 
die Grenzen seines Reiches ausgedehnt hatte nach Norden 
bis zur Eider, nach Osten bis in Ungarn und nach Süden 
bis in Italien und Spanien hinein, — bis zu den ersten 
Habsbnrgern, mit denen ein neuer verhängnisvoller Ab¬ 
schnitt der deutschen Geschichte begann. Kaisergestalten, 
kraftvoll und markig, ans dem sächsischen, dem fränkischen 
und dem hohenstaufischen Hause, standen auf aus ihren 
Gräbern und zeigten dem fürstlichen Genossen ihre Wunden¬ 
mahle, die sie empfangen hatten in den Kämpfen für des 
gleiches Wohlfahrt, in dem Bestreben, „allezeit Mehrer 
des Reiches", mindestens Erhalter desselben zu sein. Wo 
war sie nun geblieben „des Reiches Herrlichkeit," die sie 
gewahrt hatten trotz der Einfälle der Normannen, der 
Magyaren und der Mongolen, trotz der Kreuzzüge und 
des Papstthnms, diese Herrlichkeit, von der man seit 
grauen Jahren so viel gesungen und gesagt hatte, unb um 
derenwillcn so viele Edle freudig in den bittern Tod ge¬ 
gangen waren? Dichterisch drückte die Sage von Barbarossa 
und dem Kyffhänser es aus, daß sie dahin fei, daß sie 
aber des Morgens der Auferstehung harre. Dann würde 
Barbarossa sein Heldenhaupt wieder erheben, dann würden 
seine großen blauen Angen wieder Feuer ausstrahlen, dann
	        
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