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O du Kaiserhaus iu Wien, erfahren in allen jesuitischen
Künsten, mit deren Hebung du dich eifrig beschäftigt hast,
weil du dich gezwungen fühltest, die unlauteren Wege
deiner Politik zn verdecken, wüßtest du, welche Gedanken
unter der hohen Stirn des Jüngling-Mannes mit den
blauen strahlenden Augen, der im anmuthigen Schlosse am
schönen rheinsberger See in stillen Stunden deiner Ge¬
schichte nachforscht, sich zu regen beginnen! Urtheilssprüche
sind es, Pläne, Anfänge eines über dich hereiubrechenden
Gerichts, vor dem schließlich kein noch so fein gesponnener
jesuitischer Trug dich schützen wird! — Was in Rheiusberg
erdacht — bald sollte es die Welt erschüttern. —
Das Daus HohenMern.
8ber auch seinem fürstlichen Hause gegenüber trat
Friedrich als ein rücksichtslos der Wahrheit nachstrebender
Forscher und Beurtheiler auf. Seine Geschichte Branden¬
burgs enthält tadelnde Nrtheile über einige Glieder seines
Stammes, die fast zn herbe erscheinen.
Zunächst richteten sich seine Blicke auf die älteste Zeit
Brandenburgs. Die Mark Brandenburg ist von alten
Zeiten her ein geschichtlich geweihter Boden. Sie ward
iu grauer Vorzeit bewohnt von dem edelsten Stamme der
Sueven, von den Semnonen. Hier befand sich das Bun¬
desheiligthum des ganzen Sueven-Stammes, hier später,
als während der Völkerwanderung die Sueven das Land
verlassen hatten, das der Slaven. In den darauf Jahr-