Full text: Der deutsche Krieg von 1866

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und seinem Ländergebiet eine zweckmäßige Abrundung zu 
geben. Metternich wußte die Ausführung dieses Beschlusses 
zu Hintertreiben. Es kam nur etwas über die Hälfte Sachsens 
an Preußen, und außerdem erhielt Preußen seine lang¬ 
gestreckte, durch Hannover, Braunschweig und Kurhesseu 
unterbrochene Gestalt und damit — eben darauf hatten 
es die Gegner und Neider Preußens abgesehen! — eine 
Verteidigungslinie, wie sie für einen Staat unzweck¬ 
mäßiger kaum erdacht zu werden vermag. 
Preußen mußte sich fügen, da ganz Europa Miene 
machte, gegen dasselbe in Waffen zu treten. 
Das Alles war auf dem wiener Congreß zu 
Stande gebracht worden. Es ist zu charakteristisch für 
das österreichische Staatswesen, als daß wir uns versagen 
könnten, mitzutheilen, in welcher Weise Metternich die 
Berathungen einleitete. Vorerst — dafür mußte gesorgt 
werden — durfte an die Arbeiten, um derenwilleu die 
Gesandten aller betheiligten Mächte lind außerdem eine 
Anzahl von geladenen und ungeladenen Gästen gekommen 
waren, nicht gedacht werden. Es hatten sich in Wien die 
hervorragendsten Persönlichkeiten Europa's, Fürsten, Staats¬ 
männer, Gelehrte, Künstler, auch schöne und geistreiche 
Frauen eiugefunden. Diese wiener Gäste, deren Zahl zu 
einer Zeit bis auf 100,000 stieg, würde im bunten Wechsel 
„divertirt" durch Wachtparadeu, Maskeraden, Caronssels, 
Mnsikfeste, prunkende Bälle, Feuerwerke, Pracht-Opern 
und Jagden. Dem Minister kam es vor allen Dingen 
darauf an, sich Stimmung und Atmosphäre für seine Art 
von Wirksamkeit zu verschaffen, und obgleich in Oesterreich 
Geldnoth herrschte, wußte er doch den Kaiser Franz zu
	        
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