!•*«
Zur neuern Geschichte.
daß klüger noch als Ritter, Doggen sind.
Ein Häschen floh, verfolgt von euch, zu mir.
Es schien, als wollt' es meinen Schutz erstehn.
Ich fing es auf: gehüllt in meinen Mantel
lag es versteckt und keiner nahm es wahr;
Doch witterten die Doggen bald es aus,
und hülfloö, wie es war, könnt' es, umringt
von allen Seiten, nicht dem Tod entgehn-).
So rächten denn an dir die Doggen uns,
getreue Diener, die es nicht ertragen,
daß ihren Herrn mit List man hintergeht. —-
So hatte Luther fast ein ganzes Jahr
in Einsamkeit, geschieden von den Seinen,
auf Wartburg seine Tage zugebracht.
So thätig er auch war, so sehnte doch
Nach größrer Thätigkeit sich jetzt sein Herz.
Auch seine Freunde wünschten ihn zurück,
Viel', die der Eifer, Luthers Bahn zu gehn,
zu weit getrieben, alles zu verbannen,
was noch vom Pabstthum übrig war, Gebräuche/-
woran des Volkes Sinnlichkeit noch hing,
erregten manchen Streit, da mit Gewalt
den Aberglauben sie zu stürzen wagten.
So war auch Carlstadt, der zu Wittenberg
der Kirchen Bilder und Altäre stürzte,
die Geistlichen vertrieb, die feierlich
am Hochaltar das Abendmahl vertheilten.
Dies alles trübte Luthers frohen Muth.
Gedankenvoll ging er umher und sann,
wie vorzubeugen den Gefahren sei,
die Neuerungssucht und Schwärmerei gebar.
„Was ist dir, Luther, sprach der Hauptmann, was
verdüstert deine Stirn, was trübt den Blick,
der sonst nur heiter mir entgegen kam? —
Verlassen muß ich euch. Des Bösen viel
geschieht zu Wittenberg. Es fordern mich
die Meinen auf, die, ihm zu widerstreben,
zu furchtsam sind, zu gut. Verlassen muß
ich euch. Verweil' ich länger noch, dahin
ist dann das Gute, was ich je vollbracht. —
k) Vgl. Sammlung von auserlesenen Briefen I>>°. Martin Luthers,
herausgegehen von Gründlern. Leipzig. Theil 1. S. 531 ff.