Full text: Aus der Himmelskunde, Europa ohne das Deutsche Reich, Die außereuropäischen Erdteile (Teil 2)

Afrika. 
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I. Oie Atlasländer und die wüste Sahara. 
A. Die Atlasländer. 1. Der Atlas ist das einzige mächtige Kettengebirge 
Afrikas und stellt die Verbindung her zwischen der Sierra Nevada Spaniens und den 
Apenninen Italiens. Als Kleiner Atlas zieht er an der Küste entlang bis 
zur Syrte. Gegen Süden verflacht er sich zu der steppenhaften Hochfläche der 
Schotts (Salzseen). Das Gebiet der Schotts ist vielfach mit Halfagras bewachsen, 
das jetzt in großen Mengen zum Zwecke der Papierfabrikation ausgeführt wird. 
Im Süden der Schotts steigt als mächtiger Grenzwall gegen die Sahara der G r o ß e 
Atlas auf, der in einigen Spitzen die Schneegrenze erreicht. Der Atlas bildet 
ein Glied deS großen südeuropäischen Gebirgsfystems. 
2. Die Niederschläge fallen im Winter und teilweise im Frühjahr, die Sommer 
sind regenarm. Gegen das Innere nehmen die Niederschläge ab, und in gleicher Weise 
ändert sich dann auch das Pflanzenkleid. Die Küste weist alle Arten der Mittelmeer¬ 
pflanzen auf: Olbaum, Johannisbrot-, Mandel-, Orangen- und Zitronenbäume, 
von Getreide hauptsächlich Weizen und Mais. Das innere Hochland ist teils pflanzen¬ 
los, teils hat es die Natur der Steppe. Klima und Pflanzenwelt der Atlasländer 
zeigen Mittelmeercharakter. 
3. Nordafrika ist der Winteraufenthalt unserer Zugvögel. Der Damhirsch ist 
in den europäischen wie nordafrikanischen Gestaden gemein. Zu den europäischen 
Formen gesellen sich hier auch echt afrikanische: Löwe, Hyäne, Schakal, viele Anti¬ 
lopenarten und zahllose Sumpfvögel. Die Tierwelt Nordafrikas zeigt eine Mischung 
europäischer und afrikanischer Formen. 
4. Die ältesten Bewohner, die Berber, gehören dem hamitischen Stamme 
an. Im 7. Jahrhundert sind dann die semitischen Araber eingedrungen und haben 
eine blühende Kultur vernichtet. Seit dieser Zeit ist in ganz Nordafrika die herr¬ 
schende Sprache die arabische, der herrschende Glaube der Islam. Ackerbau und 
Handel sind zurückgegangen, werden aber neuerdings durch europäische (franzö¬ 
sische) Kolonisation wiederbelebt. Die Atlasländer sind ein Gebiet starker Völker¬ 
mischung; sie tragen mit Ausnahme von Algerien und Tunis das Gepräge einer 
verfallenen Kultur. 
5. Unter den Staaten ist Marokko (fast so groß wie Deutschland, aber nur 
doppelt so viel Einwohner wie Großberlin) infolge seiner Ecklage, seines ausgedehnten 
Schwarzerdegebietes und seines Metallreichtums das wichtigste der drei Atlasländer. 
Am Fuße des Hohen Atlas liegt Marokko, die Residenz des Scherifs (Sultans). 
Nordöstlich davon Fez (150), die größte Stadt Marokkos und sein wichtigster 
Jndustrieplatz. An der Straße von Gibraltar Tanger, Haupthandelshafen und 
Sitz der europäischen Konsuln. In allen drei Städten wie auch in vielen Orten 
befinden sich deutsche Handelshäuser. Das allein in Tanger arbeitende 
deutsche Kapital schätzt man auf 10 Mill. Mark. Die größte Fabrik in 
ganz Marokko ist eine deutsche Zigarettenfabrik in Tanger. Große Ländereien 
sind in deutschem Besitz, namentlich auch in Westmarokko. Deutsche Banken 
gibt es in Tanger und Casablanca. Eine deutsche Po st vermittelt den 
Küstenverkehr und läuft auch ins Innere (nach Fes, Marrakesch). Durch den deutsch- 
französischen Marokkovertrag ist Marokko ganz unter französischen Einfluß gekommen; 
doch sind in diesem Vertrage auch die deutschen Handelsinteressen gewahrt; außer¬
	        
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