Full text: Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte

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Feinde, dem schon der Muth wuchs, den Rücken zu. Alles würde verloren 
gewesen sein, wenn nicht das Ansehen der Fürsten und Heerführer, welche 
mit entblößtem Degen die Fliehenden zurückhielten, die Schlachtordnung 
wieder hergestellt hätte. Adolf besonders flog von einem Ende des Heeres 
zum andern, sammelte die Erschrockenen und Zerstreuten und suchte ihnen 
mit lauter Stimme Muth einzusprechen. „Vertheidigt ihr so eure Freiheit?" 
rief er ihnen zu; „erfüllet ihr aus diese Weise die Treue, die ihr eidlich angelobt 
habt? Den Eulen, nicht den Menschen steht es an, das Sonnenlicht zu 
fliehen. Bewaffnete Männer sollten nicht gleich zärtlichen Weibern vor Hitze 
und Ungeduld zerschmelzen und die Waffen der Feinde scheuen." Es gelang 
ihm, die Fliehenden zum Stehen zu bringen; die Schlacht begann aufs Neue« 
Adolf wandte sich mit inbrünstigem Gebet an den Lenker der Schlachten; er 
gelobte einen Kreuzzug zu thun, Kirchen und Klöster zu bauen und sein 
Leben, wenn er siege, als Mönch zu beschließen, sobald das beruhigte Land 
seiner Fürsorge würde entbehren können, und als er nun nach vollendetem 
Gelübde hitziger auf den Fenrd eindrang, da ward die Sonne von einer 
Wolke bedeckt, und er und die Seinen konnten im Schatten fechten. Der 
kindliche Glaube jener Zeit erblickte in dieser Wolke die heilige Maria Mag- 
dalene, die mit einer Hand die Sonnenstrahlen abwehrte, mit der andern 
Adolfs Krieger segnete. 
Da brachen plötzlich die Dithmarscher, wie verabredet, mit umgekehrten 
Schilden von hinten in die dänische Schlachtordnung ein. Eine namenlose 
Verwirrung bemächtigte sich des dänischen Heers; wer noch fliehen konnte, 
floh; über 4000 blieben auf dem Platze. Herzog Otto, drei Bischöfe und 
viele Geringere fielen in die Hände der Sieger. Der König verlor durch 
einen Pfeilschuß ein Auge und sank bewußtlos zu Boden. So fand ihn eiw 
deutscher Ritter (nach der Sage Graf Adolf selbst), hob ihn vor sich aufs 
Pferd und brachte ihn nach Kiel in Sicherheit. 
Das war die denkwürdige Schlacht bei Bornhöved, für Holstein von 
ähnlicher Bedeutung wie die Hermannsschlacht im Teutoburger Walde für 
Deutschland. Hier wie dort wurde der Eroberungssucht eines fremden 
Tyrannen ein Ziel gesetzt; hier wie dort errangen deutsche Männer die 
Freiheit, Deutsche zu bleiben und sich selbstständig zu entwickeln. Hätte 
Waldemar gesiegt, wäre Holstein vom deutschen Reiche getrennt geblieben: 
so wären sicher deutsche Sprache und deutsche Sitte von den Usern der Trave, 
Stör, Schwentine und Eider verdrängt worden, zumal die Sprache damals 
noch nicht durch Schrift gebildet und geregelt und der Verkehr mit den 
übrigen deutschen Stämmen ein unbedeutender war. Die Holsteiner hattew 
auf dem blutigen Bornhöveder Kamp tnanchen braven Streiter verloren; sie 
hatten aber das Joch der Fremdherrschaft zerbrochen und ihre Freiheit, ihre 
Selbstständigkeit, ihre Nationalität gerettet. In solchem Sinne feierten 
Adolf IV. und seine Mannen den Sieg dieses Tages. 
18. Der Mönchfürst. 
Waldemar erneuerte freilich im folgenden Jahre noch seine Versuche, 
Holstein wieder zu gewinnen, aber ohne glücklichen Erfolg, und so schloß er 
endlich 1229 mit Adolf und seinen übrigen deutschen Gegnern einen festen 
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