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nung einer durchgreifenden Verbesserung. Er verschrieb sich einen Theologen
aus Wittenberg, wo Luther damals unter dem Schutze des Kurfürsten
Friedrich des Weisen, des Mutterbruders von Christian, lebte, lehrte und
schrieb. Christian wollte das Lutherthum benutzen, um mit Hülfe desselben
die Macht der Geistlichkeit in seinen Landen zu brechen. Ein von Luther
empfohlener Magister, Martin Reinhard, kam nach Kopenhagen. Aber die
neue Lehre wollte nicht recht Wurzel schlagen. Magister Martin wurde nach
Wittenberg zurückgeschickt, und Christian bemühte sich bei seinem kurfürstlichen
Onkel, Luther selbst nach Dänemark zu ziehen. Friedrich der Weise erhielt
die Briefe seines Neffen auf dem Reichstage zu Worms, wo Luther eben
vor Kaiser und Reich mit kühnem Muth seine Lehre vertheidigte. So hätte
sich also jetzt Luther, auf dem schon der Bann lastete und der bald auch vom
Kaiser in die Acht erklärt werden sollte, in die nordischen Reiche zurückziehen
können. Friedrich der Weise wußte aber für den deutschen Mann noch einen
Zufluchtsort auf deutscher Erde; er ließ ihn nach der Wartburg führen.
Christian mußte sich mit Luthers Freund Karlstadt begnügen; aber auch
dieser blieb kaum 14 Tage in Kopenhagen. Die Reformation wollte unter
einem Fürsten, der sie nur als Mittel für seine Zwecke ausbeuten wollte,
nicht gedeihen. Christian bestätigte, nachdem er kurz vorher die lutherischen
Lehrer berufen hatte, die katholische Religion durch ein neues Gesetz. Wie
konnte da Jemand den neuen Glauben annehmen? Mußte nicht Jeder be¬
sorgen, was heute dem Hofe gefiel, könne morgen den Hals kosten?
Während nun Christian eine Reise zu seinem Schwager, dem Kaiser
Karl V., der sich in den Niederlanden aushielt, unternahm, brach in Schweden
die Empörung von Neuem aus. Der junge Gustav Wasa war seinen
Wächtern entflohen, als Ochsentreiber durch Schleswigholstein nach Lübeck
gekommen, dort von dem Rath gegen seine dänischen Verfolger in Schutz ge¬
nommen und nach Schweden gebracht worden. Die Bauern an der Dalelf
(Dalekarlen) schlossen sich ihm an, und der Kampf mit der dänischen Tyran¬
nei nahm seinen Anfang.
Die Reise zu seinem Schwager hatte vornehmlich den Zweck, den
Brautschatz seiner Gemahlin zu heben, um den er schon oft gemahnt und
dessen er zu seiner Kriegsrüstung gegen Schweden so dringend bedurfte.
Karl konnte ihm aber leider nicht gerecht werden, suchte ihn aber in anderer
Weise zu befriedigen. Er ertheilte ihm nämlich das Recht der Belehnung
über Holstein, das bisher der Bischof von Lübeck gehabt hatte; er sollte also
sein eigner und seines Oheims Lehnsherr werden. Christian bat nun auch
den Schwager, wie einst sein Großvater den Urgroßvater des Kaisers um
das herrenlose Dithmarschen gebeten hatte, um den Besitz der Stadt Lübeck
und um 4000 Mann Hülfstruppen. Darin ward ihm aber nicht gewillfahrt,
und er ging daher ziemlich verstimmt zu Hause.
Die Kriegführung in Schweden überließ Christian seinen dortigen
Feldherren; er selbst aber reiste nach Schleswigholstein, um sich dort als den
neuen Lehnsherrn vorzustellen. Die erste Zusammenkunft mit seinem Oheim,
dem Herzog Friedrich, in Kolding blieb fruchtlos, obwohl der nordische
Scharfrichter vor der Wohnung der herzöglichen Räthe einen Galgen hatte
aufrichten lassen, um sie zu schrecken. Die Begleitung des Herzogs hatte
ihren Spott mit dem Schreckmittel, maßen scherzend seine Höhe und sagten