Full text: Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte

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Thürmen geblasen; nach gehaltenen Dankpredigten ward dann in allen 
Kirchen das Lied: Herr Gott, dich loben wir! gesungen; zum Schluß 
feuerten alle Kanonen um die Stadt herum dreimal.und die Soldaten 
ebenfalls. 
Nun wurde endlich das Land von seinen Peinigern frei, Jütland und 
Schleswigholstein wurden geräumt. Wie war aber das schöne Land in der 
kurzen Zeit mitgenommen worden! Ungeheure Leistungen an Geld und 
Lebensmitteln waren von den feindlichen Befehlshabern ausgeschrieben und 
beigetrieben, Gräuel aller Art von den wilden Kriegsschaaren verübt worden, 
ganze Gegenden durch Brand und Plünderung verheert. In den Landbe¬ 
zirken lagen viele Hufen wüste; viele Häuser in den Städten standen 
unbewohnt, in der kleinen Stadt Tönning allein 128. Seuchen waren 
ausgebrochen und durch den Krieg die Ordnung im Innern zerstört, eine 
große Sittenverwilderung herbeigeführt. Ein englischer Oberst, der unter 
Christian den Krieg mitmachte, schreibt: „Das Land war voller Segen und 
schwamm im Ueberfluß ; die Adligen lebten wie der hohe Adel in England, 
die Bürgerlichen wie unser niederer Adel; aber binnen sechs Monaten kam 
Verderben über das Land, und aller Wohlstand war dahin." Das waren 
die traurigen Fußstapfen Wallensteins und der kaiserlichen Truppen, und es 
haben viele Jahre dazu gehört, um dieselben wieder zu verwischen. 
Glückstadt war der einzige feste Ort in den Herzogthümern, der den 
Kaiserlichen mit Erfolg widerstanden hatte. Zum Lohn dafür erhielt es in 
demselben Jahr 1629 vom König ansehnliche Freiheiten. Wer sich dort 
niederlassen wollte, der durfte es thun und sich nähren, wie er wollte. In 
einem Zeitraum von 45 Jahren sollte man keine Steuern von den Ein¬ 
wohnern erheben. Auf diese Privilegien waren besonders die Hamburger 
schlecht zu sprechen. Sie wurden aber noch unwilliger, als Christian im 
folgenden Jahr einige Kriegsschiffe bei Glückstadt auf die Elbe legte und 
befahl, daß alle Schiffe, große und kleine, hier die Segel streichen und Anker 
werfen sollten, um sich bei dem Gouverneur der Stadt zu erkundigen, ob 
etwas durch sie zu bestellen und besorgen sei an dem Orte, wohin sie gingen. 
Die Hamburger wandten sich nun mit einer Gesandtschaft an den König, und 
als dieser seine Anordnung nicht aufhob, sondern sogar seine Kriegsschiffe 
anwies, einen Zoll zu erheben, brauchten sie Gewalt und sandten einige 
Kriegsschiffe mit 1500 Mann Soldaten aus, um sich des Glückstädter Hafens 
zu bemächtigen. Der König ließ seine Schiffe zurückziehen. Die Hamburger 
verfolgten dieselben und es gelang ihnen, einige zu erobern. Dann setzten 
sie Kriegsvolk ans Land, um Vorübergehende von einem Gehölz aus anzu¬ 
fallen. Als der König mit zwei Begleitern vorüberritt, begrüßte man auch 
ihn mit Flintenschüssen, deren einer einem Begleiter den Hut vom Kopfe riß. 
Nun ward die Sache ernster. Christian zog an der Mündung der Elbe eine 
Flotte zusammen. Die Hamburger stellten ihm unter ihrem Bürgermeister 
ihre Seemacht gegenüber, und es kam zur Schlacht. Die Hamburger wurden 
geschlagen, und der König verfolgte sie elbaufwärts bis Glückstadt. Jetzt 
untersagte Christian seinen Unterthanen allen Handel mit Korn und Vieh 
auf Hamburg, und die Hamburger wurden nachgiebiger. Es wurde ein 
Vergleich geschloffen. Die Hamburger thaten Abbitte und zahlten 280,000 
Thaler; Christian hob den Zoll auf.
	        
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