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schreiber sich ausdrückt, einem Gcspeuste gleich, mehr Schrecken als Schaden
bringend, vorüber. Der Herzog, der zu seinem Schwager nach Polen geeilt
war, fand in der Schlacht bei Klissow, der er auf weißem Rosse beiwohnte,
durch eine Stückkugel seinen Tod, den 19. Juli 1702, einunddreißig.Jahre
alt. So wie der Tod des Herzogs bekannt wurde, fand Bergholz bei den
herzoglichen Beamten keinen Gehorsam mehr; mit der Pachtregierung war
es aus.
Friedrich IV. hinterließ einen zweijährigen Sohn, den die verwittwete
Herzogin Hedwig Sophia in Stockholm erzog, Karl Friedrich. Für
diesen regierte nun theils die Mutter, theils der Oheim Christian
August, Letzterer unter dem Titel eines Administrators. Auch die vormund¬
schaftliche Regierung lebte meistens mit der königlichen in Streit, und wie
sehr man auf beiden Seiten zu Zwistigkeiten geneigt war, beweist der
sogenannte Fracturstreit, der darüber geführt wurde, ob der König das
Recht habe, in den gemeinschaftlichen Regierungserlassen seinen Namen mit
größern Buchstaben schreiben und drucken zu lassen.
Der unmündige Herzog verlor schon (1708) im achten Jahre seine
einsichtsvolle Mutter und war nun ganz Waise. Sie starb an den Blattern,
und ihr Tod kostete Karl XII. die zweite- und letzte Thräne; das erste
Mal in seinem Leben hatte er um den bei Klissow gefallenen Herzog
geweint.
42. Die Wegnahme Schleswigs.
Das Jahr 1709 war für Schweden und Gottorf ein verhängnißvolles.
Karl XII. hatte seinen Gegner, den starken August, gezwungen, auf die
polnische Krone zu verzichten, und war siegreich bis Smolensk vorgedrungcn.
Aber statt nun geradeswegs auf Moskau loszugehen, hatte sich der sonst so
unlenksame Eisenkopf durch den abenteuerlichen Kosacken-Hettman Mazeppa
(einen Polen, den ein beleidigter Edelmann auf ein Ukrainisches Pferd
gebunden hatte, das sofort mit ihm in seine Heimath lief) verleiten lassen,
in die Ukraine zu ziehen, wo sich ihm die Kosacken anschließen würden. Die
von Mazeppa in Aussicht gestellte Hülfe aber war ausgeblieben; der
beschwerliche Marsch hatte das schwedische Heer gewaltig geschwächt, Karl
war bei Pultawa am 8. Juli 1709 von den Russen gänzlich geschlagen
worden, sein Heer war vernichtet, und er selbst war, durch den linken Fuß
geschossen, mit etwa 1000 Begleitern nach Bender zu den Türken geflohen.
König Friedrich IV. hatte im Herbst 1708 eine Reise nach Italien an¬
getreten. Die Reisen der dänischen Könige sind von jeher für Schleswig¬
holstein gefährlich gewesen, auch diese. Auf seiner Heimreise erneuerte
Friedrich in Dresden sein Bündniß mit dem Er-König von Polen, und
beide Könige gingen dann nach Berlin und schlossen dort, gerade am Tage
nach der Schlacht bei Pultava, mit dem Preußenkönig Friedrich I. ein Ver-
theidigungsbündniß ab; daran schloß sich etwas später das mit dem Czar
Peter von Rußland und am 9. November endlich die Kriegserklärung gegen
Schweden.
Jetzt brach aufs Neue der nordische Krieg aus , der mit seinen Sturm-
fittigen und Raubkrallen bald auch die Herzogthümer erfassen und schließlich