Full text: Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte

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die Grenzen des deutschen Reichs bis an das zerfallene Dannewerk, ver¬ 
pflanzte eine sächsische Colonie nach Schleswig, legte eine Besatzung in 
diese Stadt und verordnete auch hier einen Markgrafen, um das Reich 
und die unterdrückte Christenheit zu schützen. Dieser Sieg ermunterte den 
Hamburger Erzbischof Un ni, neue Versuche zur Bekehrung Gorms anzu¬ 
stellen. Aber sie waren vergeblich, und Alles, was man erhalten konnte, 
war, daß der König aushörte die Christen zu verfolgen und das schreckliche 
Opferfest abschaffte, das alle 9 Jahre mit Opferung von 99 Menschen und 
ebenso vielen Pferden, Hunden und Hähnen gefeiert wurde. 
König Heinrich starb im Jahre 936 und hinterließ sein mächtiges Reich 
seinem Sohne Otto I.; sein Gegner Gorm vererbte 941 das dänische Land 
auf seinen Sohn Harald Blaatand. 
Als Otto I. König von Deutschland geworden war, bestellte er einen 
tapfern Sachsen, den Hermann Billung, zum Statthalter über sein 
Erbland, das Herzogthum Sachsen, zu welchem auch Holstein gehörte. Dann 
begab sich der König nach Italien, um dort die Kaiserkrone zu empfangen 
und einen ausrührischen Fürsten zu züchtigen. Während dieser Abwesenheit 
des Königs mußte Hetmann seinen eignen Neffen, Wichmann, den Sohn 
seines Bruders, bekämpfen, der sich wider den König empört hatte. Wich¬ 
mann hatte einen unruhigen Geist und Verbindungen mit auswärtigen 
Fürsten, namentlich mit Harald. Otto trieb ihn über die Elbe, und Wich¬ 
mann wurde besiegt und tödtlich verwundet. Sterbend übergab er seine 
Waffen dem edelsten der Feinde, um sie dem Kaiser zu überliefern. Darauf 
kehrte er sein Gesicht, nach der alten Sitte der Betenden, gegen Morgen und 
starb unter dem Gebet, in welchem er seine entfliehende Seele Gott befahl. 
Da nun Harald befürchten mußte, daß der deutsche König sein Land an¬ 
greisen werde, weil er einen Feind desselben unterstützt hatte, so ließ er sich 
von seiner Mutter Thhra leicht bereden, das verfallene Dannewerk neu zu 
befestigen. 
Sobald Otto I. aus dem beruhigten Italien zurückkam, ernannte er 
Hermann Billung zum Herzog von Sachsen (961), und Hermann regierte 
seine blnterthanen, zu welchen auch die Holsteiner gehörten, mit großer 
Weisheit und Gerechtigkeit. Den Diebstahl und alles Unrecht richtete er 
scharf; auf seinem väterlichen Erbgut ließ er einmal sieben Hufner, die des 
Diebstahls angeklagt und überwiesen waren, henken, obgleich er selbst sich 
dadurch die Arbeiter entzog, die er zum Anbau des Bodens nothwendig ge¬ 
brauchte. Dennoch war er nicht bloß am kaiserlichen Hofe, sondern auch 
bei dem gemeinen Volke sehr beliebt. Die Geistlichen aber ehrten ihn, 
weil er die vorhandenen Gotteshäuser mit starker Hand beschirmte und 
neue baute. 
Als Kaiser Otto gegen das Ende seines Lebens wieder einmal nach 
Italien gegangen war, überfielen die Dänen die Stadt Schleswig, erschlugen 
den kaiserlichen Markgrafen, die sächsischen Pflanzbürger, die Heinrich dahin 
versetzt hatte und einige Gesandte des Kaisers an den König Harald. Diese 
Gewalttätigkeit brachte den Kaiser auf. Er erschien unvermuthet mit 
einem starken Heer in der Markgrafschaft Schleswig, durchbrach das Danne¬ 
werk und drang, ohne Widerstand zu finden, bis an den Li imsiord vor. 
Auch von diesem Meerbusen nahm er Besitz, indem er seinen Speer hinein¬
	        
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