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angesehener Dithmarscher, Namens Etheler, von Haß gegen Adolf erfüllt
und suchte auf jede Weise Rache an ihm zu üben. Er trat in den Dienst des
Dänenkönigs Svend Grathe (Knud Lavards Brudersohn), der damals
mit Knud Magnussen (Magnus' Sohn) um die Herrschaft in Dänemark
kämpfte. Zum Feldherrn des Königs ernannt, dachte er auf nichts Ge¬
ringeres, als Adolf aus seinem Lande zu vertreiben und Holstein zu einer
dänischen Provinz zn machen. Das Geld der Dänen gab ihm die Mittel,
die Tapfersten der Holsteiner an sich zu fesseln. Wer seine Partei ergreifen
wollte, erhielt sogleich Kleidungsstücke, einen Schild oder ein Pferd zum
Geschenk, und, bestochen durch solche Gaben, erfüllten die Aufrührer das
ganze Holstenland. Als Adolf erkannte, daß er im eignen Lande nicht mehr
des Lebens sicher sei, wandte er sich zunächst an seinen Lehnsherrn Heinrich
den Löwen, und der Herzog befahl allem Volke in Holstein und Stormarn,
die sich hatten verlocken lassen, entweder die Verbindung mit dem dänischen
Feldherrn abzubrechen oder aus dem Lande zu weichen. Das half; die
Meisten kehrten zum Gehorsam gegen ihren angestammten Landesherrn
zurück, nur Wenige wurden landflüchtig. Sobald der Graf wieder Herr im
eignen Lande geworden war, trat er offen zur Partei des Knud Magnussen
über. Jeder der beiden Könige hatte sich nämlich früher an den Grafen
gewandt, um seinen Beistand zu erhalten. Jetzt unterredete er sich mit
Knud uud versprach ihm Hülfe. Kaum hatte Svend Nachricht davon
empfangen, als er mit einer Flotte bei Oldenburg landete, mit gewaffneter
Hand in Wagrien einbrach und alles am Meere gelegene Land verwüstete.
Auf dem Rückzug ward auch Segeberg und Alles, was umherlag, in Asche
gelegt. Adolf rüstete nun ein Heer von 4000 Kriegern aus und sandte
Boten an Knud, daß er ihn gegen Svend unterstützen möge. Knud zog vom
Norden und Adolf vom Süden her gegen ihn und Svend warf sich mit einer
ansehnlichen Kriegsmacht in die Stadt Schleswig. In dieser Noth nahm
Etheler abermals zur Bestechung seine Zuflucht. Er ging als Gesandter
seines Königs in Knuds Lager, bestach die Vornehmsten des Heers und be¬
wog den jungen unerfahrenen Herrn durch Versprechungen, ohne Vorwissen
des Grafen einen Waffenstillstand abzuschließen, umzukehren und sein Heer
zu entlassen. Dann kehrte er nach Schleswig zurück, um am andern Morgen
den Grafen, bevor dieser von Knuds Rückzug Nachricht erhielt, zu überfallen.
Aber Adolf hatte auch Freunde in der Stadt. Ein Vertrauter des Grafen,
der von dem abgeschlossenen Waffenstillstand hörte, eilte über die Schlei zu
Adolf und zeigte ihm an, daß er hintergangen und verrathen sei. Staunend
hörte er die schlimme Botschaft. Dann befahl er seinen Leuten, das Gehölz,
worin sie lagerten, zu verlassen und einen bessern Lagerplatz zu suchen. Das
Lager wurde abgebrochen und der Graf führte sein Heer gegen die Eider.
Die Truppen aber eilten so sehr, daß von den 4000 Leuten kaum 400 bei
ihm waren, als er den Fluß erreichte. „Hier wollen wir vorläufig stehen
bleiben," sagte er, „bis wir über die Absichten unserer Feinde Kundschaft
eingezogen haben." Die ausgesandten Kundschafter aber fielen dem Feinde
in die Hände und wurden gefesselt nach Schleswig gebracht. Als Adolf er¬
kannte, daß seine Boten wohl nicht wiederkehren würden, sandte er andere
aus und diese kehrten nach wenig Augenblicken mit der Nachricht zurück, daß
der Feind in der Nähe sei. So ffeiu auch die Anzahl seiner Streiter war, so