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waaren zu treiben. — Er möge ihnen daher einen Ort anweisen, an welchem
sie eine Stadt erbauen könnten. Der Herzog bat den Grafen, ihm die Stadt
Lübeck mit dem Hafen zu überlassen. Als der Gras es ihm abschlug, erbaute
er nicht weit davon im Ratzeburgischen an der Wakenitz eine Stadt, befestigte
sie und nannte sie die Löwenstadt. Doch war der Ort so wenig zum Hafen
als zur Befestigung geeignet und nur für kleine Schisse zugänglich. Da wie¬
derholte der Herzog noch einmal seine Bitte wegen der Stadt und des Hafens
und versprach dem Grafen große Vortheile, wenn er die Bitte gewährte. Der
Graf sah wohl, daß er nicht ausweichen konnte, und überließ dem Herzog
Schloß und Hafen (1158). Sogleich kamen auf Verfügung des Herzogs die Kauf¬
leute zurück und fingen an, Kirchen und Stadtmauern aufzubauen. Der Her¬
zog aber ließ in allen nordischen Reichen bekannt machen, daß der Handel
auf Lübeck erlaubt sei; er legte in der Stadt eine Münze an und schenkte
den Bürgern das berühmte Lübsche Recht, das sich später eine Menge anderer
Städte von ihren Landesherren erbaten; denn der Flor, den dieStadt Lübeck
bald erreichte, schien eben durch diese vorzüglichen Gesetze begünstigt zu werden.
Während Heinrich der Löwe mit seinem Lehnsmann um den Besitz der
Stadt Lübeck haderte, kämpften in Dänemark noch immer Knud und Svend
um die dänische Krone; zuletzt gesellte sich noch ein Dritter hinzu, Knud La-
vards Sohn Waldemar. Um den schweren Leiden des Reichs ein Ende
zu machen, riethWaldemar zurTheilung des Landes (1157). Svend bekam
Schonen, Knud Seeland und Fühnen, Waldemar Jütland und Schles¬
wig; jeder führte den Königstitel. Dänemark sollte wieder werden, wie es
vor Gorms des Grausamen Zeiten gewesen war; aber die drei Königreiche
haben nicht drei Tage bestanden.
Knud reiste gleich nach Abschluß des Vertrages nach Rothschild, seinem
Königssitze, ab, Waldemar mit ihm. Am folgenden Tage traf auch Svend
ein; denn Knud hatte auch ihn gastfreundlich eingeladen. Aber Svend er¬
schien mit einer großen Schaar Bewaffneter, geordnet, wie in Feindes Land.
Beim Schmause erhielt Svend den Ehrenplatz zwischen den beiden jüngern
Königen. Nach der Mahlzeit wurden die Tische weggeräumt und man trank
aus kleinen Bechern, an keinen Platz mehr gebunden, munter fort, nur Det¬
lev, Ethelers Sohn und Svends Getreuer, verließ das Zimmer. Als es
dunkel wurde und Lichter kamen, kehrte Detlev zurück und nicht lange, fo
winkte er dem Könige, der nun ausstand und heimlich mit ihm flüsterte; auch
die übrigen Leute Svends traten hinzu und steckten die Köpfe zusammen.
Da ergriff den Knud eine dunkle Ahnung; er umarmte Waldemar und küßte
ihn. Als Waldemar ihn nach der Ursache seiner Bewegung fragte, konnte
er nicht antworten. Auf einmal erhob sich Svend und ging durch eine Hin¬
terthür in ein Nebengemach; ein Knabe trug ihm das Licht vor. In demsel¬
ben Augenblick drangen Bewaffnete mit gezückten Schwertern auf Knud und
Waldemar ein. Aber Waldemar sprang rasch auf, warf mit einem Schlage
die Lichter um, schützte, den Mantel über den Arm geschlagen, sein Haupt
vor den Streichen und rannte den wildvordringenden Detlev Brust an Brust
zu Boden. Er selber fiel und erhielt eine tiefe Wunde im Schenkel, kam
aber wieder auf, brach durch und gelangte glücklich aus dem Zimmer. Auf
dem dunklen Gange faßte ihn Jemand am Wehrgehenk, es zerriß und ging
verloren. Die Verschworenen stießen nun die Fensterläden auf, um von der