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Sommernacht Licht zu borgen; Detlev erhob sich vom Boden und traf den
Knud, der bloß mit der Rechten abwehrte, zum Tode.
Waldemar entkam durch Sturm und Ungewitter nach Jütland. Auf der
Versammlung zu Wiborg stellte er dem Volke die erlittene Unbill vor; die
frische Wünde konnte die Wahrheit seiner Erzählung verbürgen. Während
der Rüstungen vermählte er sich mit Knuds Schwester Sophie und verband
dadurch Knuds Anhang fester mit seiner Sache; auch Viele von Svends
Partei, über die letzte Gräuelthat empört, fielen ihm zu. Schon war Wal¬
demar, willens seinen Feind in Seeland aufzusuchen, in Randers angelangt,
als er vernahm, dieser sei auf Schissen von Seeland und Fühnen gelandet
und rasch mit seinen schnellsten Reitern bis Wiborg vorgedrungen. Auf cher
Gratheheide zwischen Randers und Wiborg kam es nun zur Schlacht.
Mit Waldemar war die Mehrzahl, mehr guter Wille und die bessere Sache.
Er siegte. Svend gerieth auf der Flucht mit geringem Gefolge in einen
Sumpf; sein Pferd blieb stecken; er wollte zu Fuß weiter und entledigte
sich darum der Rüstung. Die Seinen unterstützten ihn, aber einer tödlichen
Mattigkeit erliegend, bat er sie, auf sich selbst Bedacht zu nehmen, und blieb
auf einem Baumstamm sitzend zurück. Ein Einziger wollte lieber sterben, als
ihn verlassen, und wurde zu des Königs Füßen von plündernden Bauern
erschlagen. Auf die Frage, wer er sei, nannte Svend sich einen Schreiber
des Königs. Aber man erkannte ihn und setzte ihn aus einem Rest von Ehr¬
furcht auf ein Pferd. Als er nun den Wunsch aussprach, zu Waldemar ge¬
führt zu werden, sprang plötzlich ein Bauer herbei und spaltete ihm mit sei¬
ner Art den Kops (1157). Rach dem Orte seiner Niederlage führt er in den
Geschichtsbüchern den Namen SvendGrathe.
Waldemar, der schon seit sechs Jahren Herzog von Schleswig gewesen,
war nun, 26 Jahr alt, alleiniger König von Dänemark. Er ließ den ge¬
fangenen Detlev henken und jagte die übrigen Mörder des Königs Knud aus
dem Lande.
Im Jahre 1159 finden wir Adolf II. mit Heinrich dem Löwen im Ge¬
folge des Kaisers Friedrich Barbarossa auf seinem Zuge gegen die trotzigen
lombardischen Städte. Ehe dieser Zug angetreten ward, gebot Heinrich der
Löwe, auf Ansuchen Waldemars I., dem Wendenfürsten Niklot, seine Raub¬
züge gegen Dänemark einzustellen und zu dem Ende seine Kriegsschiffe nach
Lübeck auszuliefern. Niklot hatte seit seiner Verheerung Wagriens mit
Adolf II. treu Frieden gehalten und sogar oft Zusammenkünfte mit ihm in
Travemünde gehabt; ebenso hatte er dem Herzoge, nachdem er mehrmals die
Schwere seines Arms empfunden, Treue und Gehorsam bewahrt und ihm
Kriegsfolge geleistet. Für diesen Frieden mit den Sachsen aber hatte er sich
und sein Volk durch unablässige Kriegszüge gegen Dänemark während des
langen Thronfolgestreites entschädigt, woran auch die wagrischen Slaven
häufig Theil nahmen. Ungern und nur zum Schein gehorchte er jetzt dem
Befehle des Herzogs und brachte nur die schlechtesten seiner Schiffe nach Lü¬
beck. Und kaum hatte Heinrich den Rücken gewendet, als er sein alt^s Trei¬
ben gegen Dänemark von Neuem begann.
Zu Anfang 1160 verließen beide Fürsten Italien wieder und kehrten,
nachdem Adolf noch als Gesandter des deutschen Reichs England besucht
hatte, in ihre Länder zurück. Sobald beide Herren wieder zu Hause waren.