Römer hatten ihren Papst vertrieben und hatten gemeint, sie wollten sich
selbst regieren und eine Republik wieder aufrichten, wie ja vor mehr als
einem Jahrtausend die Republik Rom die ganze damals bekannte Welt be¬
herrscht hatte. Der Rothbart aber hatte beschlossen, wie alle Kaiser vor
ihm wolle auch er in der alten Hauptstadt der Welt vom Papste gekrönt
werden; darum kam er nun mit Heeresmacht, um den Papst wieder zurück¬
zuführen und sich dann von ihm krönen zu lassen.
Da war denn zuerst ein Wüthen der Schlacht um die Mauern, und die
Stadt sah nicht aus wie eine, die sich festlich schmückt, ihren angestammten
Herrscher fröhlich zu begrüßen an dem Tage, da er die Krone auf sein
Haupt setzen und das Seepter ergreifen soll, als ein Schirm und Hort allen
Traurigen und Unterdrückten, ein gerechter Richter und Rächer aber den
Gottlosen.
Ueber blutige Leichen und zerstörte Mauern mußte Friedrich seinen
Einzug halten; und es wäre ein gar trauriger Festzug gewesen, wenn nicht
eben die vielen großen Herren und Gewaltigen, die ihm unterthänig waren,
mit ihren Dienstleuten und Untergebenen das Fest verherrlicht hätten. Denn
kein jauchzendes Volk drängle sich auf den Straßen, und statt begrüßender
Zurufe und frohlockenden Jubels hörte man das Aechzen der Sterbenden
und Verwundeten. Aber die Krönung wurde vollzogen mit all dem Pomp
und Glanz, welche bei solchen Gelegenheiten üblich sind und dazumal beson¬
ders, wenn der Papst selber Einen zum Kaiser salbte.
Wenige Tage nach dieser feierlichen Handlung, welche die ganze Welt
bewegte, und von der in allen Landen gesprochen und erzählt ward, vollzog
der Papst eine andere Weihe und salbte 'einen deutschen Geistlichen zum
Bischof, auch mit viel Pracht und Herrlichkeit, — mit viel mehr, als sonst
bei solchen Gelegenheiten wohl aufgewendet wird. Von dieser Feier aber
redete man nicht gar weit umher in den Ländern; nur wenige Leute und nur
eine kleine, entlegene Gegend schaute darauf hin. Denn der bischöfliche
Stuhl, welcher jetzt wieder besetzt ward, war keine jener glänzenden Wür¬
den, welche die römische Kirche verleiht, die Fürstenthümer an Macht, Reich¬
thum und äußerer Herrlichkeit übertreffen; es war vielleicht das ärmlichste
Bisthum in der katholischen Christenheit, das da vergeben wurde. Ein
Bischofssitz mit Palast und Dom und reichen Einkünften war nicht darin;
an dem Orte, da der Bischof wohnen sollte, stand ein verfallenes Kirchlein,
und die Aecker, von deren Ertrag er sich nähren sollte, waren Wald, und
Heide, und Niemand, der sie urbar machte und bestellte. Nur an sieben
Stätten ward in seinem Sprengel Gottes Wort gelehrt und die Sacramente
verwaltet, und außer den wenigen Priestern und Mönchen gabs nicht gar
viele Christen, welche sich darum sammelten; die Seelen sollten eben erst
gesucht und herangezogen werden; denn sie waren noch Heiden. Es war das
Bisthum Oldenburg in Wagrien, mit welchem der Kanonikus Gerold
aus Braunschwcig dort bekleidet wnrde.
Gerold, von Geburt ein Schwabe, war hoch angesehen am herzoglichen
Hofe wegen seiner großen Gelehrsamkeit und Frömmigkeit. Das Hofleben
aber sagte ihm nicht zu; sein Sinn stand nach den Dingen der zukünftigen
Welt. Er trug sich darum mit dem Gedanken, in ein Kloster zu gehen, und
in Armuth und Entbehrung sein Leben ganz dem Herrn zu widmen. Das