Metadata: Oldenburgisches Quellenbuch

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haben — gelebt, der wird finden, daß dort eine viel kleinere Klein- 
städterei herrscht, als in einer deutschen Residenz von 10 000 Einwohnern. 
Das Gefühl, der Mittelpunkt zu sein in einem abgeschlossenen Staats¬ 
wesen, gibt ein größeres Gefühl der Sicherheit gegenüber dem Gesamt¬ 
wesen der Einzelstaaten. Deshalb bedauere ich mich den früheren Zustand 
der Kleinstaaterei nicht und billige nicht die Bestrebungen, die auf eine 
Einschränkung des Rechtes unserer Bundesstaaten hinausgehen. 
Ihr Landesherr in Oldenburg hat uns treu beigestanden, und seine 
Untertanen lind ihm dankbar, sie teilen die nationalen Gesinnungen, die 
dieser Repräsentant des oldenburgischeu Regierungshauses dem Paterlande 
entgegenbringt. In Rücksicht darauf bitte ich Sie, mit mir einzustimmen 
in den Ruf: „Der Großherzog von Oldenburg lebe hoch!" 
b) A in 27. April 18 9 5. 
— I. Penzler, Fürst Bismarck nach seiner Entlassung. Leipzig 1808, 6. Bd. S. 178. — 
(Eine zweite Huldigungsfahrt, mt der sich etwa 500 Personen beteiligten, fand am 
27. April 1895 statt. Es wurde das Geschenk der Oldenburger Landwirte, zwei 
Stuten liebst Füllen edler Abkunst, überreicht. Herr Eduard Lübben aus Sür¬ 
würden verlas vor dem Fürsten eine Adresse. Der Fürst erwiderte u. a.:) 
Die Landwirtschaft ist das erste Gewerbe. Man braucht das Brot 
noch früher wie Schuhe und Kleider, und das find die primitivsten (ur¬ 
sprünglichsten) Leute: Schmied, Schuster, Schneider, und die wiederum 
bedürfen des Landwirts, mit dessen Produkte zu verzehren. Aller (S’rport 
(Ausfuhr) unserer Industrie steht im geringen Verhältnis zu dem innern 
Absatz, und bei dem innern Absatz gilt immer der Fall: „Hat der Bauer 
Geld, so hat's die ganze Welt." Hat der Laudwirt Neigung zu kaufen, 
weil er Geld in der Tasche hat, so kauft er, und hat die Industrie keine 
zahlungsfähigen Bauern, so wird sie sich vergebens nach Erport umsehen 
und auch allmählich der Schwindsucht verfallen. 
(Nach der Rede sührten die Pferdeknechte dem Fürsten die Tiere in den verschiedensten 
Gangarten vor, und Bismarck gab feinem Beisall über Aussehen nnd Bewegung 
lebhaften Ausdruck.) 
101. Aus der Trauerrede am Sarge des Großherzogs. 1900 Juni IV. 
— Hansen, Rede, gehalten bei der Beisetzung :c. Oldenburg 1!K)0, S. 4. — 
— — Wieviel Gaben, die sich sonst nicht so leicht in einem 
Menschen vereinigt finden, hatte ihm die freie Gnade seines Gottes 
geschenkt! Den festen Herrscherwillen und dabei die weiche Feinfühligkeit 
des Gemüts, das klare verständige Urteil und dabei die frische Empfäng¬ 
lichkeit für die Schöpfungen der künstlerischen Einbildungskraft, den aus¬ 
geprägten Sinn für Ordnung, Regel und Gesetz und dabei das volle 
Verständnis dafür, daß die Kräfte des Volkslebens zu ihrer Entfaltung 
der Freiheit bedürfen, die strenge Gerechtigkeit und dabei die ausgleichende, 
versöhnende, gütige Milde, die ritterliche Männlichkeit und dabei den kind¬ 
lichen Sinn, die treue Heimatliebe und den altgermanischen.Zug in weite 
Fernen, den deutscheu Natursinn, der zu Baum und Busch fast ein
	        
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