Full text: Die vorchristliche Zeit (Bd. 1)

Die Römer in der Zeit der Umwälzungen und der Bürgerkriege. 467 
Maßregeln in's Stocken zu bringen und ließ Gulussa's Sohn, Massiva, 
dem der Consul Minus Hoffnungen auf Herrschaft gemacht hatte, 
in Nom umbringen. Hierauf floh er, und als Albinus' Bruder, den 
der Consul, um bei der nächsten Consulwahl in Nom anwesend zu sein, 
zu seinem Stellvertreter eingesetzt hatte, von ihm zu einem schimpflichen 
Frieden gezwungen worden war, ward im I. 109 Consul Metellus, 
der Sohn des Macedoniers, später der Numidische genannt, nach Afrika 
geschickt. Er verschmähte alle Anträge des Jugnrtha und stellte im Heere 
bessere Ordnung her, aber nichtsdestoweniger hatte der Krieg, den er 
als Consul und Proconsul führte, einen schleppenden Gang, da Jugnrtha 
Schlachten vermied und, als er schon seine Elephanten und eine große 
Geldsumme ausgeliefert hatte, seinen Entschluß, sich selbst zu ergeben, 
zurücknahm, um sich in die unzugänglichen Gegenden des Atlasgebirges 
zurückzuziehen. Da erhielt im I. 107 das römische Heer einen neuen 
Führer an einem Manne, der in der Folge für das Geschick Roms ver- 
hängnißvoll wurde, in Marius. In ihm schien seit geraumer Zeit das 
Volk die in den Gracchen verlorene Führung wieder finden zu sollen. 
Im I. 119 hatte er als Tribun ein Gesetz bewirkt, welches, indem es 
bei den Wahlen eine Abstimmung durch Stimmtäfelchen einführte, es 
den Neichen unmöglich machen sollte, die Abstimmung der von ihnen für 
die Wahlen Erkauften zu beobachten. Er war von geringer Herkunft, 
geboren in der mit vollem römischem Bürgerrecht ausgestatteten Stadt 
Arpinum. Er trachtete mit Anstrengung nach den höchsten Würden, zu 
welchen ihn, während es ihm an feiner Bildung gänzlich fehlte, eine 
ausgezeichnete kriegerische Anlage zu befähigen schien. Im numidischen 
Kriege bekleidete er unter Metellus das Amt eines Legaten, d. h. eines 
Gehülfen und Vertreters des Feldherrn. Im I. 108 verlangte er von 
Metellus Urlaub, damit er sich für das I. 107 um das Consulat be¬ 
werben könne. Daß Metellus, obgleich er ihm denselben gewährte, ihn 
wegen seines Bemühens verspottete, kann nur beigetragen haben, ihn 
desto mehr gegen die Nobilität zu reizen, der er vermöge einer demago¬ 
gischen Gesinnung und Haltung gefährlich war. Er erhielt wirklich das 
Consulat und in Folge desselben die Führung des numidischen Krieges, 
den er in den zwei Jahren seines Consulates und Proconsulates beendigte. 
Nach einer entscheidenden Niederlage bei Cirta floh Jugnrtha zu dem 
Könige des westwärts, jenseits des Flusses Ampsaga gelegenen, bis zur 
Küste des Oceans reichenden Mauretaniens, seinem Schwiegervater 
Bocchus, der ihn schon im Kampfe gegen Marius unterstützt hatte. Da 
die Römer nur, wenn sie des Jugurtha habhaft würden, den Krieg für 
beendet halten konnten, ward alle Mühe angewandt, dessen Auslieferung 
von Bocchus zu erwirken. Dieß gelang dem Quästor Cornelius 
Sulla, in welchem sich für die Optimalen der Führer gegen die 
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