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Geschichte der alten Welt.
bürgerlichen Einrichtungen des erstem wird darum doch nicht geleugnet werden
können. Die Naturreligion der Pelasger, die erbliche Scheidung der Stande in
Attika (in vier Phylen), die Trümmer uralter Bauwerke u. A. m. bestätigen die
Angaben der alten Schriftsteller von einer Verwandtschaft zwischen dem Orient
und dem ältesten Griechenland und von einem ähnlichen Culturgang der morgen-
ländischen und pelasgischen Völker; möglich, daß einst die Pelasger bei ihrer
wahrscheinlichen Uebersiedelung aus Asien nach Europa diese Eultur im Keime
mitgebracht und ihr eine naturgemäße Entwickelung gegeben haben — aber aus
dem Umstand, daß die spätem Einrichtungen, religiösen Anschauungen und künst¬
lerischen Richtungen der Griechen keine Ähnlichkeit mit dem Oriente darbieten,
kann der morgenländische Einfluß auf die pelasgische Urzeit nicht bestritten werden,
da die Hellenen bei Bewältigung des griechischen Landes dieses pelasgische Wesen
verdrängt oder umgestaltet und veredelt haben mögen; und in dieser Umgestaltung
und Veredlung beurkundet sich die höhere Natur und die größere geistige Anlage der
Hellenen. „So wenig wir also die Originalität des griechischen Volkes bis zu
gänzlicher Unabhängigkeit von ausländischen Einflüssen steigern dürfen, so gewiß
ist es auf der andern Seite, daß dasselbe alles von Außen Empfangene vervoll¬
kommnet und ihm den Stempel eines Geistes ausgeprägt hat, der auch der fort¬
geschrittensten Technik des barbarischen Alterthums stets fremd geblieben ist."
Kekrops, aus dessen Geschlecht die ältesten Könige Athens ihren Ursprung ableiteten,
sollte aus dem ägyptischen Sais (Neith-Athene §. 14.) eingewandert und den Athenern
die Keime der Gesittung und die Einrichtung der Ehe gebracht haben. Die Sagen von
Kadmos, dem Gründer der Burg K a d m e i a zu Theben in B ö o t i e n (Kuhland), wohin
er kam als er seine von Zeus entführte Schwester Europa auf Geheiß seines Vaters Age-
nor suchte, sind ganz fabelhaft; aus den von ihm gesäeten Drachcnzähnen sollten die
Stammväter der fünf berühmtesten Geschlechter Thebens entstanden sein. In dem Mythos
von Dauaos und seinen 50 Töchtern (Danaiden), die zur Strafe, weil sie (mit Aus¬
nahme einer einzigen, der Hypermnestra) ihre Bräutigame in der Brautnacht ermordet, in
der Unterwelt Wasser in ein durchlöchertes Faß schöpfen mußten, hat man eine Beziehung
auf die Bewässerung des trockenen Landes in Argalis finden wollen. Pelops, der Sohn
des götterverhaßten Tantälos erlangte durch Trug und Mord die Hand der Königstochter
Hippodameia und die Herrschaft von Pisa in Elis, die er dann über den größten Theil der
Halbinsel ausdehnte; seine Nachkommen (P el opi d en, Atreiden §. 12.) erbten von ihm
und seinem Vater den hochstrebenden vermessenen Sinn, der sie zu den in den Dichtungen
der Griechen so vielfach behandelten Frevelthaten und Wagnissen trieb.
2. Das mythische Heroenalter der Hellenen.
§. 54. Hellenische Stämme. Herakles (Hercules) und
Theseus. An die Stelle des pelasgischen Urvolks traten später die streit¬
baren Hellenen mit ihrem ritterlichen Heldenthum. Da man von deren Ab¬
stammung und Ankunft nichts Sicheres weiß, so haben Manche vermuthet,
daß sie kein besonderer Volksstamm gewesen, sondern der kriegerische Theil
der Pelasger selbst, und daß somit der hellenische Ritterstand die pelas¬
gische Priesterherrschaft gestürzt und das friedfertige Volk unterjocht habe,
doch so, daß beide bald mit einander verschmolzen seien. „Diese Verschmelzung
ging um so leichter von Statten, da Beide nahe verwandte Zweige eines und
desselben Vblkerastes, eines uralten griechischen Gesammtvolkes waren, und