423 
— 
Vorherrschaft des deutsch-römischen Kaiserthums. 
des Bürgerstandes und verdiente sich denNamen eines Städtebauers. 
So wurde die Stadt Merseburg von einer kriegerischenRäuberschaar, der 
„Merseburger Legion" gegründet und bevölkert, die als Vorkämpfer gegen die 
Slaven dem Reiche wichtige Dienste leistete; auf dieseWeise sollen die Städte 
Quedlinburg, Goslar, Nordhausen, Soest, Duderstadt u. a. entstanden sein. 
Zugleich suchte Heinrich die eifersüchtigen und hadernden Fürsten und Großen 
Deutschlands durch freundliche Behandlung an sich zu knüpfen. Im Ver¬ 
trauen auf diese Vorkehrungen verweigerte er nach Ablauf des Waffenstill¬ 
standes den Ungarn den bisher entrichteten Tribut und als diese einen Rachc- 
zug unternahmen schlug er sie in der Schlacht bei Merseburg aufs Haupt. »33. 
Diesen Vortheil über die leichtberittenen flüchtigen Ungarn verdankte Heinrich 
hauptsächlich seiner neugeschaffenen Reiterei. Ihr mit Gütern und Gefange¬ 
nen gefülltes Lager wurde eine Beute der Sieger. — Auch für Bekehrung 
und Germanisirung der wendischen Ansiedler in den östlichen Marken trug 
Heinrich Sorge. 
§. 290. Otto d er Große. Otto I. war ein würdiger Nachfolger 
Heinrichs I., auf dessen Bahn er fortschritt. 1) Seine erste Sorge galt der03»-s/Z. 
Befestigung der innern Ordnung des Reichs. Kaum hatte er nämlich in 
Aachen auf dem Stuhle Kaiser Karls des Großen, den er sich zum Vorbild 
gewählt, die feierliche Krönung und Salbung erhalten, wobei zum ersten 
Male die angesehensten geistlichen und weltlichen Fürsten ihre Reichsdienste 
und Erzamter versahen*), so hatte er viele heftige Kämpfe zu bestehen, sowohl 
wider seine nächsten Verwandten, namentlich seinen ehrgeizigen Bruder 
Heinrich, der selbst nach der Kaiserwürde strebte, als gegen die trotzigen 
Herzöge von Franken (Eberhard), Baiern, Lothringen u. a., die sich der 
Vasallenpflicht zu entziehen suchten. Durch Tapferkeit und unermüdliche 
Thätigkeit trieb Otto seine Feinde zu Paaren und suchte dann durch Ver¬ 
leihung derHerzogthümer und Bisthümer an seine Verwandten und Freunde 
die Ruhe fest zu begründen, was bei dem widerspenstigen Sinn der Fürsten 
unddem zwisch en S a ch se n und Franken obwaltendenStammes- 
haß eine schwierige Aufgabe war. So erhielt sein Bruder Heinrich, nach¬ 
dem er sich mit dem Kaiser ausgesöhnt und dessen Gnade erfleht hatte, das 
erledigte Herzogthum Baiern; Otto's Sohn Ludolf empfing Schwa¬ 
ben (Allemannien), sein Schwiegersohn Konrad der Salier von Worms 
das Herzogthum Franken und Lothringen und sein tapferer und treuer 
Waffengefährte, derSlavenbekämpferundGrenzvertheidigerHerrmann der 
Billunge wurde mit S achsen belehnt, wo dessen Haus lange und ruhm¬ 
voll regierte. Denn Otto sah nicht, wie seine beiden Vorgänger, die Kaiser¬ 
würde als Neben.sache, die Herrschaft über die Stammlande als Hauptsache 
an, sondern im stolzen Gefühl der vaterländischen und nationalen Größe 
wollte er als freier „König der Deutschen" handeln. Desgleichen wur¬ 
den die einflußreichen Erzbislhümer Mainz und Köln mit Gliedern des
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.