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209. Das Schulleben im Sprichwort. 
Zum Lernen ist niemand zu alt. — Ohne Fleiß kein Preis — 
Wer den Kern haben will, muß die Nuß knacken. — Fest sieh immer, 
still steh nimmer. — Rast' ich, so rost' ich. — Müßlggang ist aller 
Laster Anfang. 
3. Gesund und krank sein. 
A0. Gesund und frisch sein ist besser denn Gold, und ein 
gesunder Leib ist besser denn groß Gut. 
Ein junger Hirt traf einst seinen Lehrer wieder, den er immer ge— 
liebt und geehrt hatte. Er freute sich zwar des Wiedersehens, doch sah 
er auch unmutig aus und klagte dem Lehrer, daß es ihm recht übel er— 
gehe. Der und jener, der einst in der Schule neben ihm gesessen, sei jetzt 
reich an Geld und Gut, aber er selbst sitze noch arm und dürftig in dem 
kleinen Hirtenhäuschen, das er von seinem Vater geerbt habe. 
Da sah ihn der alte Lehrer ernsthaft an vom Kopfe bis zum Fuße 
und sprach: „Bist du denn wirklich so arm? Du stehst ja in voller Ge— 
sundheit vor mir. Siehe deine rechte Hand, so kräftig und geschickt zur 
Arbeit; würdest du sie wohl um 100 Thaler dir abnehmen lassen? Und 
deine Augen, die so frisch in Gottes schöne Welt hineinschauen, um wie 
viel Geld würdest du sie wohl hingeben? Und dein Gehör, durch das 
der Gesang der Vögel, die Stimme deiner Freunde zu dir dringt, würdest 
du es wohl um die Schätze eines Königs vertauschen?“ Da schlug der 
junge Mann die Augen nieder. „Das würde ich freilich nicht thun,“ 
sprach er beschämt. „Nun denn,“ versetzte der Lehrer, „o klage nicht, daß 
du arm bist. Du hast Güter, die mehr als alles Geld und Gut wert 
sind; sei nur weise und genieße und nütze sie.“ 
1. Di Quelle und der Wanderer. 
Ein Wanderer kam im heißesten Sommer durstig zu einer frischen 
Quelle. Er war schnell und lange gegangen; der Schweiß stand auf seiner 
Stirne, und die Zunge klebte ihm am Gaumen. Da sah er das silber— 
helle Wasser, glaubte hier neue Kräfte sammeln zu können und trank. 
Aber der rasche Wechsel zwischen Hitze und Kälte wirkte schädlich auf ihn, 
und er sank zu Boden. 
„Ach, schändliches Gift!“ rief er; „wer hätte unter einem so reizen— 
den Außern eine solche Tücke vermutet?“
	        
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