Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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Großen und der Königin und wurde 1345 ermordet. Dessen Bru¬ 
der, der König Ludwig der Große von Ungarn, eroberte mit 
rohen Söldnerschaaren das Reich und nöthigte Johanna zur Flucht 
nach der Provence. Nach Ludwigs Entfernung kehrte Johanna nach 
Neapel zurück 1348, und durch Vermittelung des Papstes verzichtete 
Ludwig auf Neapel (1352). Als aber Johanna Ludwig von 
Anjou, den Bruder Karls V. von Frankreich, zu ihrem Nachfolger 
erklärte, bemächtigte sich ihr nächster Erbe, Karl der Kleine, des 
Reiches und ließ die Königin in Betten ersticken. Er erhielt nach 
dem Tode Ludwigs des Großen (1382) auch Ungarn, wurde aber 
dort 1386 ermordet. In Neapel folgte ihm sein Sohn Ladislaus 
und diesem seine Schwester Johanna II. (1414). Deren sittenlo¬ 
ses Leben führte neue Verwirrung herbei. Johanna II. erklärte erst 
Alfons V. von Aragonien, dann Ludwig III. von Anjou zu ihrem 
Nachfolger. Als Ludwig II!. von Anjou 1434 und Johanna II. 
1435 starben, gelang es Alfons V. sich Neapels zu bemächtigen 
und dasselbe wieder mit Sicilien zu vereinigen. Bei seinem Tode 
1458 hinterließ er Sicilien seinem Bruder Johann und Neapel 
seinem natürlichen Sohne Ferdinand. 
^Pvrtu"ai"** Die pyrenäische Halbinsel war im Anfange dieses Zeitraums 
" u9“' getheilt in das maurische Königreich Granada, in die christlichen 
Reiche Castilien, Aragonien, Portugal und das meist mit 
Frankreich vereinte Navarra. Durch die Eifersucht ihrer Herrscher 
und durch den Uebermuth der Großen wurden diese Reiche in un¬ 
aufhörliche Kriege verwickelt und dadurch in ihrer Bildung gehemmt. 
Bei der Zwietracht der christlichen Reiche vermochte auch das in sei¬ 
nen Grenzen beschränkte, aber von seinen Glaubensgenossen in Afrika 
unterstützte Granada sich zu behaupten. Von den Königen von 
Castilien erwähnen wir nur Peter den Grausamen (1350 — 
1369), welcher mit unmenschlicher Grausamkeit gegen seine Brüder 
und Verwandten, gegen Adel und Volk wüthete, bis ihn sein rit¬ 
terlicher Halbbruder Heinrich von Trastamara mit Hülfe franzö¬ 
sischer Söldnerschaaren unter Bertrand dü Guesclin überwand und 
tödete. Heinrich, wegen seiner Geburt der Unechte genannt (1369 
— 1379), gewann durch seine ritterlichen Tugenden, seine Leutselig¬ 
keit und Freigebigkeit die Herzen der Castilianer und behauptete den 
Thron. Unter Heinrichs Nachfolgern gerieth durch minderjährige 
oder kraftlose Könige Castilien in Verwirrung, indem der Adel und 
die hohe Geistlichkeit alle Gewalt an sich rissen und die königlichen 
Güter und Einkünfte schmälerten. Das königliche Ansehen war tief 
gesunken, als Jsabella (1474 —1504) den Thron von Castilien 
bestieg und mit ihr eine neue und glänzendere Zeit begann. 
Mit Aragonien war durch Pedro III. (S. 423) Sicilien, 
wenn auch als ein für sich bestehendes Königreich, verbunden wor¬ 
den. Die großen durch diesen Eroberungskrieg veranlaßten Auflagen 
erregten ein so allgemeines Mißvergnügen, daß Pedro dem Reichs¬ 
tage (Cortes), der aus dem hohen und niedern Adel, der Geist¬ 
lichkeit und den Abgeordneten der Städte bestand, das Recht der 
Gesetzgebung und Steuerbewilligung zugestehen mußte. Noch grö¬ 
ßere Rechte erzwangen die Cortes von Pedro's Sohn, Alfons III.,
	        
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