XVI. §. l. Haß der Heiden gegen die Christen. 247
sprechen, jede Farbe tragen, und dennoch stets unvermischt und un¬
verkennbar, an Menge unvermehrt und unvermindert, mitten unter
altem Wechsel der Geschlechter und Zeiten dieselben geblieben sind, ein
vor Alter Augen gestelltes Erempel göttlicher Wahrheit, Gerechtigkeit
und Treue.
XVI. Ausbreitung, Kampf und Sieg des Reiches Christi
im Weltreich.
Motto: Der Tod seiner Heiligen ist wertst geachtet vor
dem Herrn. —
»Das Blut der Märtyrer istder Same der Kirche.»
8. 1. Haß der Heiden gegen die Christen.
Was der Herr seinen Jüngern vorausgesagt hatte, daß sie wür¬
den gehaßt und verfolgt werden von Jedermann, das bewahrheitete
sich alsobald. Ueberall ist der Fromme dem Gottlosen zuwider, und
je weniger er ihm Böses nachsagen kann, desto unheimlicher findet er
es in seiner Nähe. Denn in der Allgemeinheit der Gottlosigkeit
und des Lasters meint der Einzelne eine Entschuldigung für sich selber
zu finden. Wenn das, was ich thue, von Jedermann gleicherweise ge-
than wird, so wird es ja wohl recht und gut sein. Nun aber traten
mitten zwischen das gottlose und fleischliche Geschlecht Menschen
hinein, welche in allen Stücken von der herrschenden lasterhaften und
verkehrten Sitte abwichen und ihr den Krieg erklärten, weniger durch
Worte als durch ihren ernsten, strengen und vorsichtigen Wandel. An¬
fangs übersah man sie, aber sie breiteten sich allmälig aus über alle
Provinzen, in alle Städte des römischen Reichs. Da fing man an,
statt sie nun zu verspotten und zu verachten, sie zu fürchten und zu
hassen. Weil sie sich von aller sündlichen Gemeinschaft zurückzogen,
nannte man sie die Hasser deS menschlichen Geschlechts, Feinde des
römischen Volks, unbrauchbar zum Staatsdienst, voll gefährlicher
Künste und Zaubereien. Man gab ihnen Schuld, daß sie die öffent¬
lichen Unglücksfälle heraufbeschworen hätten; und während sie äußer¬
lich zurückgezogen lebten, sich im Geheimen bei ihren Versammlungen
unnatürlichen Lüsten überließen. Weil sie die heidnischen Gott¬
heiten nicht mehr anbeten wollten, nannte man sie gottlos, weil sie
dem Kaiser keine göttliche Ehre erwiesen, erklärte man sie für
Staatsverräther, weil sie durch ein inniges Liebesband unter einander
verbunden waren, auch wenn sie vorher sich fremd gewesen wären,
beschuldigte man sie geheimer Bündnisse und Verschwörungen. So¬
bald sich ihre Zahl in auffallender Weise mehrte, konnte es nicht aus-