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XIX. §. 1. Weissagung und Vorbereitung.
XIX- Ausbreitung der Kirche über das nördliche Europa
und Aufrichtung des Papstthums.
Motto: Die Heiden werden geweidet mit eiserner Rurhc.
,,Ueber die da wohnen im finstern Lande, scheint
es helle."
§. 1. Weissagung und Vorbereitung.
Von den Trümmern einer zerfallenen und niedergetretenen Chri¬
stenwelt wenden wir seufzend unser Auge wieder hinweg. Was Dan.
7, 7 und 8, 24 ff. geschauet hat, das hatte jetzt in Mohamed seine
erste vorläufige Erfüllung gefunden. Zu der Zeit nämlich, wo
aus dem Haupt des gerulichen Thieres, welches die Weltmacht ab¬
bildet, 10 Hörner hervorgewachsen, d. h. eine runde Zahl einzelner
Königreiche auf dem Boden des altrömischen Weltreichs entstanden
sind (Offb. 13, 1), dann bricht zwischen ihnen hervor ein anderes
kleines Horn, das ist nach 24 und 25 ein anderer König, der den
Höchsten lästert und die Heiligen des Höchsten verstört und sich un¬
terstehen wird, Zeit und Gesetz zu ändern (damals: Koran und neue
Zeitrechnung der Mohamedaner). Dieser antichristliche Herrscher de-
müthigt drei Könige (damals: das persische Sassanidenreich, das ost¬
römische und das westgothische Reich), wird aber zuletzt vom Herrn
zu Grunde gerichtet. An diese letzte tröstliche Verheißung halten wir
uns. Das widerchristliche Reich des Mohamed wird vernichtet
werden, und ebenso wird auch dereinst der wirkliche Antichrist, den
wir noch erwarten, durch den König aller Könige überwunden und
gerichtet. Dieses Königes Reich aber bleibet ewig, undalleGewalt
muß ihm dienen und gehorchen, alle Könige müssen ihn anbeten und
alle Heiden ihm dienen (Ps. 72, 11). Oder um mit den Worten
unseres Motto zu reden: der Stein, der ohne Hände herabgerissen
ist, füllet die ganze Welt. Wie das geschehen ist, zunächst in Europa,
dem auserwählten und bevorzugten Welttheil, absonderlich unter den¬
jenigen Germanenvölkern, die von Gott auserkoren waren zum prie-
sterlichen Dienst in seinem neutestamentlichen Reich, das wird jetzt zu¬
nächst unsere Aufmerksamkeit beschäftigen. Also auf die außerhalb der
Grenzen des alten Römerreichs wohnenden Völker hinter Donau und
Rhein und weiter im Norden und Osten haben wir jetzt zu achten.
Auch sind zu den altheidnischen Ländern noch neuheidnische, d. h. wie¬
der heidnisch gewordene Länder hinzugekommen, z. B. England, sonst
ein christliches Britannien unter römischem Scepter, jetzt ein heidnisches
Reich der Angeln und Sachsen. Ganz ähnlich stand es in den ehe¬
mals römischen Provinzen am Rhein und der Donau, ja fast im gan¬