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den ^ Beteiligten, sagte ich mir, es wäre wenigstens etwas 
gewonnen. 21 eit nicht geringer Spannung erwartete ich die 
Stunde, für die ich die Litern geladen hatte. — 
pünktlich um 3 Uhr klopft es. — Ich öffne mit recht 
eigenartigen Gefühlen die Türe, so ähnlich als wenn man 
das eben durch die Post zugestellte Anstellungsprüfungs- 
Zeugnis öffnet: 8 Frauen und \ Pater überzähle ich. 
Immerhin ^ mehr als meine Alindesterwartung. — Aber 
innerhalb der nächsten 5 Alinuten erhöht sich die Zahl der 
Angehörigen auf — 37!! — Wie mir’s zu Akute war, als 
ich so die Akütter und Päter — auch <5 Akänner hatten sich 
ja eingestellt — überblickte, ich weiß das nicht mit Worten 
auszudrücken. Line gewisse Beklemmung überkam mich für 
den ersten Augenblick. Ich hatte ja keine wohleinstudierte 
Rede in Bereitschaft, sondern nur so allgemein mir zurecht 
gelegt, was ich den „paar" Rommenden sagen wollte. 
Den erwartungsvoll harrenden meine große freudige 
Überraschung auszusprechen drängte es mich vor allem. 
Und dann sagte ich, daß es wohl fürs erste etwas absonder¬ 
lich erscheinen möchte, wenn ein Lehrer am Anfang des 
Schuljahres alle Litern zu sich ins Schulzimmer einlade. 
Aber es sei doch eigentlich ganz natürlich, daß sich die Litern 
auch interessieren müßten für den Raum, in welchem ihre Rinder 
ein ganzes langes Schuljahr untergebracht seien, noch mehr 
aber für die Person, der sie ihre Rinder, ihr heiligstes an¬ 
vertrauten. Und dann setzte ich ihnen auseinander, welche 
Ziele ich mir gesteckt hätte, bezw. welche mir der Lehrplan 
stecke und welche Wege ich zu gehen gedenke um diese Ziele 
zu erreichen. Ich bekannte den Litern, daß ich vielleicht 
etwas ungewohnte Wege gehe, bat sie aber, gleichwohl mir 
zu vertrauen, daß mich dre edelste Absicht leite ihre Rinder 
auf den Weg zu leiten, der ins rechte Leben führe. — Ich
	        
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