Full text: Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt

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III. §. 3. Das heidnische Kastenwesen. 
und Put (Libyen). Diese drei engverwandten Stämme nahmen den gan¬ 
zen südlichen Theil Asiens und Afrika ein, am indischen und persischen 
Meere entlang über das südliche Arabien hin bis über die Länder des Nil 
hinaus nach der afrikanischen Wüste und nach dem atlantischen Ocean 
hin. Ja auch die Inseln der fernen Südsee, die sich an die südöstlich¬ 
sten Halbinseln Asiens anreihen, sind ursprünglich und zum Theil noch 
jetzt von demselben Geschlecht bewohnt, welches somit die ganze süd¬ 
liche Hälfte der alten Welt einnimmt. Aber nicht überall haben sie 
selbständige Staaten errichtet und sich zu Culturvölkern entwickelt. 
Das ist nur von den Ländern des Indus an bis zur afrikanischen 
Wüste hin der Fall gewesen. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, daß diese 
ganze Strecke ziemlich ein und dieselbige großartige Landesnatur dar¬ 
stellt, ein Wüstenland mit einer großen Zahl herrlicher Oasen übersäet, 
welche die Ruheplätze für die beschwerlichen Wüstenwanderungen, die 
Mittelpunkte des in ruhiger Abgeschiedenheit sich entwickelnden ersten 
Cultur- und Völkerlebens wurden. Hier bauten sich die priesterlichen 
Königreiche mit ihrem Kastenwesen an, während auf den Steppen der 
Hochländer die freien Hirten in patriarchalischer Weise sich mit ihren 
Hecrven umherzutummeln fortsuhren. So wie der Boden, auf welchem 
die ältesten Culturstaaten erwuchsen, derselbe, und auch das Geschlecht, 
von welchem sie ausgiugen, dasselbe war, so findet man auch in den von 
ihnen getroffenen Staatseinrichtungen, Religion und Sitte, in den uns 
aufbehaltenen Denkmälern diefer Staaten die größte Aehnlichkeit. Bon 
dein einen Ende des weiten Ländergebiets bis zum andern, von den 
Mündungen des Indus und der daranstoßenden Küste von Dekan big 
zu den versunkenen Herrlichkeiten Abessiniens und Aegyptens hin finden 
sich dieselben Formen der Bauten an Tempeln, Katakomben, Labyrin¬ 
thei'.; und was sich irgend von den gewaltigen Steinmaffen alter Ge¬ 
bilde erhalten hat, es trägt überall den nämlichen Charakter. Ueberall 
finden wir die Spuren eines gewaltsamen, leidenschaftlichen, heißblüthi- 
gen, düstern und melancholischen Geschlechts, dessen Zierrathen und 
Genüsse selbst noch etwas von dem Druck des schweren Fluchworts an 
sich zu tragen scheinen, das seit No ah's Zeiten auf ihnen lastet. In 
den meisten asiatischen Ländern ist das hamitische Geschlecht indeß nicht 
allein geblieben. In Indien ist es unter die Gewalt der japhetitischen Arier 
gerathen, in den Eufratländern hat es sich mit semitischen Bestand- 
theilen gemischt. Auch in Aegypten hat man gemeint, ein Mischvolk 
annehmen zu müssen, so etwa daß die Weisen und Gelehrten, die Prie¬ 
sterkaste einem andern Stamme, dem semitischen, angehörten. Aber un¬ 
ter den zahlreichen Denkmälern, aus denen wir jetzt die Kenntniß der 
altägyvtischen Zustände schöpfen können, weist Nichts auf solche Mi¬ 
schung hin. Ueberall dieselbe rothbraune Gestalt, derselbe unschöne 
aber feste Körperbau bei Hoch und Nieder. Nur die schwarzen Sklaven 
und die gefangenen Fremdlinge unterscheidet man leicht. Gottes Wort 
weiß Nichts von einem fremden Bestandtheil unter den Aegvptern, und 
die Priesterkaste trägt nach Allem, was wir von ihr wissen, nicht die 
geringste semitische Spur. Die Religion der Aegypter ist durch und 
durch hamitisch.
	        
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