XXI. §. 4. Weitere Erhebung der Päpste durch den zweiten Kreuzzug. Z97
sen hatte, 1124 gestorben war und sein Nachfolger Honorius II.
ihm 1130 im Tode folgte, geschah in Rom eine zwiespältige Papst¬
wahl. Jnnocenz 1!. wurde gewählt, aber von einer andern Par¬
tei der Cardinäle ward Anaclet II. auf den päpstlichen Stuhl ge¬
hoben, und dieser letzte schien die Oberhand zu gewinnen. Denn er
behauptete sich in Rom, gewann die Normannen in Unter-Italien für
sich, und zwang seinen Gegner, Stadt und Land zu verlassen. Aber
alle anderen Fürsten und Völker erkannten Jnnocenz als rechtmä¬
ßigen Papst an. Kaiser Lothar selber führte ihn 1136 siegreich
wieder nach Rom zurück, und als 1138 Anaclet II. starb, schien
die Alleinherrschaft seines Gegners gesichert. Da erhub sich für ihn
eine andere Gefahr. Schon seit längerer Zeit hatten sich besonders
in Ober-Italien unter der jüngern Geistlichkeit und dem Volke Grund¬
sätze verbreitet, die dem weltlichen Streben des Papstes und der Bi¬
schöfe durchaus zuwiderliefen. Der warme und begeisterte junge
Priester Arnold von Brescia, der freilich die geschichtliche Ent¬
wicklung der damaligen Zustände nicht zu beurtheilen vermochte, pre¬
digte von Stadt zu Stadt: daß die Geistlichen durchaus kein weltli¬
ches Besttzthum haben und mit allen bürgerlichen und politischen
Dingen unverworren bleiben müßten. Das Volk jauchzte ihm zu,
und die Römer in ihrem unruhigen und unklaren Freiheitsschwindel
machten sogleich die praktische Anwendung. Sie erklärten dem Papst
Jnnocenz II.: daß er mit der bürgerlichen Verwaltung der Stadt
nichts mehr zu schaffen habe, setzten einen Senat ein und wollten den
Papst nur noch als kirchliches Oberhaupt anerkennen. Jnnocenz
starb, ohne Etwas gegen die Empörer ausrichten zu können. Sein
Nachfolger Cölestin II. (1143—44) mußte nachgeben, LuciuS II.,
der es nicht wollte, wurde im Aufruhr durch einen Steinwurf getöd-
tet (1145) und Eugen III. (1145—1153) sah sich genöthigt, den
Schauplatz solcher Demüthigungen zu verlassen und nach Frankreich
zu fliehen. Aber gerade jetzt erscholl aus Palästina, aus dem König¬
reich Jerusalem die Nachricht von großen Bedrängnissen der Christen,
von neuen Siegen der Saracenen, von der Zerstörung der christlichen
Stadt Edessa, und augenblicklich flammte das Feuer der Begeisterung
neu auf in der Christenheit. Auf des Papstes Ruf und unter seiner
obersten Leitung sammelten sich auf's Neue die frommen und thaten-
durstigen Schaaren; aber nicht bloß, wie zu Urban's Zeiten, Für¬
sten zweiten Ranges, sondern diesmal standen Könige an der Spitze
des Unternehmens. König Konrad III. von Deutschland (1137 —
52) und König Ludwig VII. von Frankreich (1137 — 80) folgten