Full text: Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt

XXIV. §. 1. Jesuiten und Inquisition. 
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von geistlichen Uebungen, als Fasten, Gebete, Betrachtungen, Selbst¬ 
prüfungen, Entschlüsse, Gelübde, die zu bestimmter Zeit und nach fest¬ 
stehender Regel mit einander wechselten. Zum zweiten aber in der 
feindlichen Welt. Und da wollte der tapfere Kriegsmann zuerst nach 
Weise der alten Kreuzfahrer im gelobten Lande gegen die Türken 
den Kampf beginnen. Er reiste wirklich nach Jerusalem, und gewann 
später, da er auf der Universität zu Paris seine theologischen Studien 
machte, eine kleine Schaar Gefährten für denselben Zweck. Da sie 
aber (1537) nach Venedig kamen, um ihre Wallfahrt nach Jerusalem 
zu beginnen, fanden sie bald, daß das für jetzt unmöglich und auch 
unnütz sei. So entschlossen sie sich denn, als eine Compagnie Jesu ihre 
Dienste dem Papst anzubieten, zu unweigerlicher und uneigennütziger 
Ausführung aller seiner Befehle, in jedes Land wollten sie gehen, 
zu Türken, Heiden und Ketzern, wohin er sie senden werde. Der Papst 
nahm keinen Anstand, diese eifrige und thatkräftige Verbindung zu be¬ 
stätigen (1540). Er sah auf der Stelle, welchen Nutzen er von ihr 
werde ziehen können. Einen solchen Orden hatte es noch nie gegeben. 
Wie weit lag die stille Beschaulichkeit der alten Einsiedler und Klöster¬ 
mönche, wie weit die gemüthliche Volkspredigt der Bettelmönche von 
den Tendenzen dieser kriegerischen Ordensbrüder fern. Schnell hatte 
ihr geistlicher Eifer, ihre beredte Predigt, ihr geschickter Unterricht, 
ihre Selbstverleugnung in der Krankenpflege, zahlreiche Anhänger her¬ 
beigezogen. Da ließ sich Ignaz förmlich zum Hauptmann, vielmehr 
zum General der ganzen Verbindung ernennen. Ihm war Alles zu 
militärischem, pünktlichem, unbedingtem Gehorsam verpflichtet. Klöster 
zu errichten, erschien als unwesentlich, Klostertrachten und Klosteran¬ 
dachten waren von keiner Wichtigkeit — die Hauptsache war: zu Felde 
liegen gegen die Feinde des Papstthums, beständig in Bewegung, in 
jeder Stadt, in allen Ländern, wohin auch immer der Dienst sie rufen 
mochte, welche Forderungen auch an sie gestellt wurden. Vor Allem 
erfüllten sie Spanien, ihr Heimathland, von Portugal aus zogen sie 
schaarenweise nach den portugiesischen Besitzungen in der Heidenwelt, 
nach Brasilien, nach Ostindien, nach China und Japan. Man fand 
sie in Aethiopien, wie man sie in Deutschland und Frankreich fand, 
wir werden ihnen in Schweden und Polen begegnen. Zur Heranbil¬ 
dung neuer Ordensglieder (Professen) wurden hier und da Collegien 
gegründet. Geistliche Coadjutoren oder Scholastiker leiteten die Un¬ 
terweisung der Novizen, weltliche Coadjutoren sorgten für die äußeren 
Angelegenheiten der Gesellschaft und ihrer Häuser. Jedes Talent wurde 
brauchbar gemacht, jede eigenthümliche Begabung durste sich frei und 
ungehindert entwickeln, aber alle wurden in strengster Unterwürfigkeit 
unter die Befehle der Oberen nur auf das eine Ziel hingerichtet, wur¬ 
den sorgfältig eingeübt mit allen Mitteln, guten und bösen, die eine 
große Sache zu erstreben: Befestigung und Ausbreitung des Katholi« 
cismus, Ausrottung aller Ketzer.
	        
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