Ottos I. Nachfolger. 111 
fuhr; doch aus Furcht, nach Konstantinopel gebracht zu werden, erkaufte 
er sich die Landung. Aber die Kunde vom Verlust des Kaisers durchtönte 
das ganze Reich;'die Dänen fielen über die Grenze, und die Slaven 
warfen in einem großen Aufstande das Christentum und die deutsche 
Herrschaft ab. (983.) Des Kaisers Körper erlag dem Kummer und 
den gewaltigen Anstrengungen; deshalb berief er eine Tagfahrt seiner 
Großen nach Verona und sicherte seinem dreijährigen Sohne die Krone. 
Dann zog er wieder mit Heeresmacht gen Süden; aber jchon in Rom 
ereilte ihn der Tod. Hier, auf fremdem Boden, hat er auch sein Grab 
gefunden. 
b. Otto III.; 983—1002. Es fragte sich, ob nach deutschem Rechte 
des Königs nächster männlicher Anverwandter, Heinrich der Zänker, der 
in Lüttich gefangen saß, oder, nach oströmischem Rechte, die Kaiserin- 
Mutter Theophano, die Regentschaft führen sollte. Freigeben, strebte 
der Zänker nach der Krone; aber selbst von den Bayern und Sachen 
verlassen, lieferte er das unmündige Kind der Mutter und Großmutter 
aus und erhielt nun sein Herzogtum Bayern zurück, worauf er dem 
Königshause unerschütterlich treu blieb. Mit Klugheit und Geschick 
waltete dann während der Minderjährigkeit Ottos seine Mutter Theophano 
des Reiches; aber unter dem weiblichen Regiment erwuchs die Herzogs¬ 
gewalt zu großem Ansehen. Nach dem Tode der Theophano führte des 
Kaisers Großmutter Adelheid die Regierung unter dem Beirat der 
großen Reichsfürsten von Sachsen, Schwaben, Bayern, Meißen und 
Tuscien. Unterdessen wuchs der junge Otto heran. Wegen seiner 
hohen Bildung galt er als ein Wunderkind (lumen mundi); aber diese 
Bildung, eine fremde, lateinische und griechische, ließ ihn seine Stammes¬ 
genossen, die Sachsen, als roh verachten. Darum stand sein Sinn 
einzig nach Italien; ein Kaisertum nach byzantinischem Muster, mit 
dem Sitze in Rom, war der Gedanke seines Lebens. 
Als 16jähriger Jüngling mündig geworden, zog Otto III. über 
die Alpen. In Rom empfing er die Kaiserkrone und machte seinen 
Vetter, Gregor V., zum Papst. Große Hoffnungen knüpften sich 
an diese Erhebung, und von der Reform der Kirche versprachen sich 
Papst und Kaiser Besserung in der verwilderten Zeit. Nach einem 
Zuge gegen die Wenden mußte der Kaiser wieder nach Italien, 
wo' ein vornehmer römischer Patricier gegen Gregor V. in wilder 
Empörung stand. Der Kaiser ließ ihn hinrichten und den Gegenpapst 
schrecklich verstümmeln. Sein Lehrer Gerbert erstieg nach Gregors Tode 
unter dem Namen Sylvester II. den Stuhl Petri. Des Kaisers Geist 
aber verfiel mehr und mehr aus abenteuerliche Unternehmungen und 
zeigte nichts mehr von der zähen Beharrlichkeit seiner Vorfahren. Im 
Jahre 1000, als viele den Untergang der Welt erwarteten, pilgerte er 
als Büßer nach Gnesen zum Grabe Adalberts von Prag, der (997) als 
Märtyrer bei den Preußen gefallen war; dann begeisterte er sich im 
Anblicke Karls des Großen, dessen Grab er öffnen ließ. Daneben ließen 
hochfliegende Entwürfe zu Kreuzzügen und die Gedanken an eine Er¬ 
oberung des oströmischen Kaiserreichs seinen Geist nicht zur Ruhe 
kommen. Als er nach Rom zurückkehrte, fand er die Stadt im Aufruhr.
	        
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