Full text: Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht

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Um sie zu rächen, brach Marcellus im Frühlinge des Jahres 
209 nach Apulien auf, worin Hannibal noch immer die Herr¬ 
schaft behauptete, und bei Canusium kam es zu einem hitzigen 
Gefechte, das aber ohne Entscheidung blieb. Dagegen gewann 
Q. Fab ins, der mit einem Heere zur Belagerung von Tarent 
ausgezogen war, diese wichtige Stadt, jedoch nicht durch Waffen¬ 
gewalt, sondern mittelst Einverständnisses mit einigen Einwoh¬ 
nern. Unermeßliche Beute wurde hier gefunden, siebenzigtausend 
Pfund Gold und Silber abgeführt, dreißigtausend Bürger als 
Sklaven verkauft. Im folgenden Jahre 208 war der kampf¬ 
lustige Marcellus zum fünftenmal Cónsul und rückte zugleich mit 
seinem Collegen T. Quinctius Crispinus in die Berg- 
gegeud zwischen Venusia und Bantia, wo Hannibal stand. Hier 
aber wurden beide Consuln von dem listigen Punier in einen 
Hinterhalt gelockt und geschlagen, Marcellus getödtet. Der 
Sieger selbst ehrte das Andenken seines großen Gegners durch 
eine glänzende Leichenfeier. 
Bereits elf Jahre stand Hannibal als Sieger in Italien, 
in Feindes Land, ohne Unterstützung vom Mutterlande, an der 
Spitze eines Heeres von vielartigen Völkern, die nur durch seine 
Geistesgröße zusammengehalten wurden. Die Kerntruppen, welche 
er nach Italien geführt, waren in den vielen mörderischen Schlach¬ 
ten größtentheils schon gefallen; und das Mutterland zögerte 
lange, ihm neue Streitkräfte zuzuführen. Anfangs wirkte hier 
Hanno mit seinem großen Anhänge im Senate den Absichten des 
Hannibal entgegen, und später trafen so traurige Nachrichten aus 
Spanien ein, daß die für ihn bestimmte Unterstützung an Geld 
und Mannschaft zunächst für Spanien verwendet werden mußte, 
an dessen Behauptung Karthago alles lag. Endlich jedoch sollte 
auch ihm die langersehnte Hülfe werden. In Spanien standen 
damals zwei Brüder des Hannibal, Mago und Hasdrubal. 
Letzterer bildete ein großes Heer, welches er von Spanien aus 
über die Pyrenäen, durch Gallien über die Alpen nach Italien 
seinem Bruder zuführen wollte. Auch Hasdrubal machte diesen 
Zug mit bewunderungswürdiger Kühnheit und Geschicklichkeit 
noch schneller als sein Bruder und setzte gleich bei seiner Ankunft 
in Italien (207) diesen durch einen Brief davon in Kennt- 
niß. Allein dieser Brief, worin Hannibal zugleich aufgefordert
	        
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