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Die kunstmäßige Lyrik, ebenfalls in den ionischen Colonien
entsprungen, beginnt mit der Elegie, deren Blüthezeit das 7.
und 6. Jahrhundert ist. Sie bildete sich nach Form und Inhalt
aus dem Epos heraus. Hauptelegiker: Callinus, Tyrtäus,
Svlon, Theognis u. a. — Alle meist in Distichen dichtend
und nur in Fragmenten (die größten von dem Megarer Theognis)
erhalten.
Andre metrische Formen, der iambische Trimeter, der tro-
chäische Tetrameter u. a. werden von Archilochus von Paros
(um 700) erfunden.
Einen größeren Formenreichthun! erhielt die Lyrik durch ihre
Verbindung mit Musik und Orchestik (Festchöre); Strophen-
bildnng. Hauptträger dieser melischen Poesie, die gleichzeitig
mit der Elegie blühte: Arion (von ihm nur ein Fragment
übrig), Alcäus vonMytitene, Sappho, Anacreon ausTeos.
II. Die Künste. Die Baukunst, Plastik und Malerei, vor
allem auch im Dienste der Religion thätig, ergänzen sich in
Griechenland, greifen in einander und wirken in der Regel zu
einer Kunstschöpfung zusammen. Die Malerei entwickelt sich
erst in der folgenden Periode. Der Hauptfortschritt zur archi¬
tektonischen Kunstform lag hauptsächlich darin, daß inan den ein¬
fach-glatten Mündendes Gotteshauses Säulen (freistehende Stützen
zum Tragen der Decke und des Daches) hinzufügte — aus der
Verbindung dieser Säulen (im Aeußeren und Innern) mit dem
Tempelhanse giengen alle späteren Formen des griechischen Tempels
hervor. Die einfach-ernste dorische und leichte und schlanke
ionische Säule; die korinthische Säulenordnung erst späteren
Ursprungs.
Die Plastik schritt von rohen Holzschnitzereien zu künst¬
lerischer Gestaltung in Erz, Stein, Gold und Elfenbein fort.
Die Samische und Aeginetische Schule im 6. Jahrhundert
hervorragend.