Aus den Trümmern der römischen Welt erheben sich die Ger¬
manischen Reiche. Die Sieger unterwerfen sich zum Theil der
Cultur der Besiegten und werden romanisiert. Die Kirche über¬
nimmt die Erziehung der deutschen Stämme und knüpft sie an
Rom als geistigen Mittelpunkt. Fast alle diese Reiche münden
zuletzt in das große Frankenreich. Dasselbe bringt Völker¬
schaften verschiedenen Stanunes in eine politische Form, geht mit
der Kirche und Mission einen engen Bund ein und schützt die
Cultur des christlichen Abendlandes gegen den Islam, der mit
wunderbarer Schnellkraft sich ausbreitet und den Orient umschafft.
Zu gleicher Zeit, wo derselbe im Chalifat seine höchste Macht ent¬
faltet, lebt im fränkischen Reiche die Idee des römischen Welt¬
reiches und Kaiserthums wieder auf.
I. Italien nach der Völkerwandrnng.
1) Odoakers Reich: Odoaker, anfangs im Namen des Im¬
perators Nepos, nach dessen Tod (480) selbständiger Beherrscher
der Halbinsel und der Douauprovinzen, als Patricius des ost¬
römischen Hofes und deutscher Heerkönig. —
2) Ostgothenreich 493—553: Theoderich, König der Ost¬
gothen in Pannonien, am Hose des Kaisers Leo in Bvzanz erzogen,
oströmischer magister militum und patricius, bricht auf Antrieb
des Kaisers Zeno, der die gefährlichen Grenzuachbarn entfernen
wollte, 489 nach Italien auf. Nach drei Siegen (am Jsonzo,
bei Verona, an der Add.a) und der Ermordung Odoakers nach
der Uebergabe Ravennas 493 gründet Theoderich ein Reich, das
sich über Italien, Sicilien und die Douauländer (Entstehung der
Bayern aus Markomannen, Langobarden und Gothen um 550)
erstreckt. Seine Versuche, die deutschen Reiche in einem großen