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In der größten Bestürzung, von Angst und Furcht über¬
mannt, bat jetzt Pausanias seinen Gesandten, er möchte doch ja
Niemandem sagen, was er gelesen habe, er würde ihn in der
Folge für seine Verschwiegenheit reichlich belohnen.
Nun erst glaubten die Ephoren gerechte Ursache zu seiner
Verdammung zu haben. Sie gingen in die Stadt zurück und
trafen alle Anstalten zur verdienten Bestrafung. Auch Pausanias,
glaubend, Argilius sei durch seine Versprechungen besänftigt worden,
wollte sich auf's Neue, mit den besten Hoffnungen erfüllt, nach
Hause begeben. Aus dem Wege dahin merkte er jedoch an dem
geheimnißvollen Benehmen Einzelner, sowie an der Mitleid ver¬
kündenden Miene eines Ephoren, daß ihm große Gefahr drohe.
Wirklich wollten ihn Einzelne greifen. Da flüchtete er sich
in einen Tempel der Minerva, als an einen heiligen Ort, wo
Niemand Hand an ihn legen durfte. Die Spartaner wußten nicht,
was sie thun sollten. Da kam Pausanias leibliche Mutter und
legte stillschweigend einen Stein vor die Thür. Dieser schreckliche
Wink wurde verstanden; man mauerte die Pforte des Tempels zu
und Pausanias mußte am Altäre der Göttin Hungers sterben.
Eine schwere, aber gerechte Strafe für einen Hochverräther!
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etwa 470 v. Chr.
Simon, der edle Sohn des Miltiades, beschloß die Reihe
der durch die Perserkriege hervorgerufenen Helden. Er war
seines großen Vaters in jeder Beziehung würdig, hatte aber das
traurige Schicksal, wie sein Vater, für den er die lösende Straf¬
summe nicht zahlen konnte, in das Gefanguiß geworfen zu werden,
aus welchem er erst dann wieder befreit wurde, als ein reicher
Athener, Kallias, die Strafsumme für ihn erlegte. War denn
Cimon ein solcher Verbrecher, daß man ihn unter Schloß und
Riegel verwahren mußte? Keineswegs; vielmehr gehörte er zu
den besten und treuesten Staatsbürgern; allein die athenien-
stschen Gesetze bestimmten, daß Jeder, er mochte reich oder arm