148
die Farbe seines Gesichts gesund und blühend, sein Haar blond
und gelockt, seine Stimme stark und wohlklingend. Sein Aeußeres
stößte seinen Feinden Furcht, seinen Freunden Liebe ein. Was
sein Benehmen im Umgänge betrifft, so war dasselbe eben so würde¬
voll als freundlich und herablaffend.
Er war mit großen Fähigkeiten und Kräften von seinem
Schöpfer ausgerüstet. Sein Name wird fortleben durch alle Zeiten
und Geschlechter. Ob er, der Napoleon des Alterthums,
seine Talente zum wirklichen Wohl und zur Beglückung des Men¬
schengeschlechts angewendet hat, das ist eine andere Frage.
40.
Diogenes,
geb. 414 und gest. 324 v. Chr.
In Korinth, einer berühmten Stadt in Griechenland, lebte
einst ein weiser, aber sonderbarer Mann, Namens Dioge¬
nes. Seine Vaterstadt war aber eigentlich Sinope, am schwarzen
Meere gelegen. Von hier aus kam er mit seinem Vater nach
Athen, woselbst Antisthenes (ein Schüler des Sokrates) sein
Lehrer wurde. Antisthenes und auch sein eifriger Schüler Diogenes
gehörten zu der Klaffe von gelehrten Leuten (Philosophen), welche
unter dem Namen Cyniker bekannt sind. Beide hatten den
Grundsatz: der Mensch sei desto glücklicher, je weniger
er zum Leben nothwendig habe Diogenes dehnte diesen
Grundsatz so weit aus, daß er bald seinen Lehrer übertraf.
Er ging, in einen schmutzigen und zerriffenen Mantel gehüllt,
stets barfuß; sein Bart war lang, denn er ließ ihn nicht scheren;
in der Hand pflegte er gewöhnlich einen Stock zu tragen und auf
dem Rücken einen Ranzen oder Sack zur Fortschaffung von Lebens¬
mitteln, die er sich auf den Straßen erbettelte. Es genügte ihm
die schlechteste Kost, welche er meist ans offener Straße verzehrte.
Durch diese Sonderbarkeiten machte er sich natürlich bei den Griechen
höchst lächerlich. Wenn er sich blicken ließ, so schaarten sich neu¬
gierige Leute um ihn, die ihn manchmal spottweise „den weisen
Hund" nannten. „Ihr seid Hunde," sagte er dann, „weil