Full text: [Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen] (Theil 1)

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sen, das aber unentschieden blieb. Hierauf zog er sich in seine 
Hauptstadt Sardes zurück. In der Nähe derselben wurden die 
Lyder, deren treffliche Reiterei Cyrus durch Kameele unbrauchbar 
machte, gänzlich geschlagen; ja es kam sogar bei der Eroberung 
von Sardes (546) das Leben des KrösuS in die größte Ge¬ 
fahr und wurde nur noch durch den Zuruf seines bis dahin stum¬ 
men Sohnes: ,,Mensch! tödte nicht den Krösus!" vou 
dem drohenden Schwerte eines Soldaten gerettet. Er wurde aber 
gefangen vor Cyrus gebracht und zum Feuertode verurtheilt. 
Aus dem Scheiterhaufen stehend, welcher angezündet werden soll, 
erinnert er sich der Worte, welche der weise Solon vordem zu 
ihm gesprochen: „Niemand ist vor seinem Tode glücklich 
zu Preisen", und ruft deffen Namen dreimal aus. Dieser 
Ausruf veranlaßte den Cyrus, der über dessen Bedeutung im Un¬ 
klaren sein mochte, den unglücklichen König vom Scheiterhaufen 
wieder herabsteigen zu lassen und ihm das Leben zu schenken. 
So hatte Krösus, welcher dem zweideutigen Ausspruche des 
Orakels gefolgt war, sein eigenes großes Reich zerstört. Cy¬ 
rus behandelte den unglücklichen König, der ihn aus seinen spätern 
Feldzügen begleitete, fortan als seinen Freund. — 
Nachdem Krösus überwunden war, ließ Cyrus auch das 
übrige Kleinasien, so wie die reichen griechischen Städte, durch 
Harpagus erobern. Auch Babylon, dessen König, Nabone- 
dus, ein Bundesgenosse des Krösus gewesen war, machte Cyrus 
zu einer persischen Provinz, und ließ die Juden, welche durch 
den König Nebukadnezar — seit der Zerstörung Jerusalems 
— in der babylonischen Gefangenschaft geschmachtet hatten, in ihr 
Vaterland wieder zurückkehren. 
Phönicien unterwarf sich dem glücklichen Eroberer freiwil¬ 
lig , so daß sich sein ungeheures Reich vom Hellespont bis nach 
Indien erstreckte. 
Endlich wollte er sich auch die streitbaren Massa g et en un¬ 
terwürfig machen; allein er wurde von ihnen geschlagen und ge- 
tödtet. Die Königin dieser Völker (Tomyris) ließ ihm, wie man 
erzählt, den Kops abhauen und in ein Gefäß mit Blut tauchen, 
indem sie sprach: „Nun trinke dich satt am Blute, uner¬ 
sättlicher Cyrus!" --
	        
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