Full text: [Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen] (Theil 1)

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Himmel vergleichbar. Wie will es da dem kleinen Lande der Grie¬ 
chen ergehen! So dachte damals Jeder, vorzüglich aber der stolze 
Xerpes, welcher schon die Ketten mitgebracht hatte, in welche er 
die Besiegten legen wollte. Unaufhaltsam wälzte sich der Perser¬ 
strom immer weiter und weiter durch Thracien, Macedonien, Thes- 
salonien bis dahin, wo zwischen dem Meere und dem Oetage¬ 
birg e ein Engpaß, von seinen warmen Bädern Thermopplä 
genannt, nach Lokris und Phocis führte. Hier hatte sich der kühne 
Spartanerkönig 
L e o n i d a s, 
Sohn des Anapandrites, dem er in der Regierung (491 v. Ehr.) 
gefolgt war, mit einer auserlesenen Schaar von 8000 Griechen, 
unter welchen aber nur 300 Spartaner waren, gelagert, fest ent¬ 
schlossen, den Paß bis zum letzten Athemzuge zu vertheidigen und 
die Feinde des Vaterlandes von der heimathlichen Erde abznhal- 
ten. Das kleine Heer der Griechen war so wohlgemuth, daß es 
sich Kränze flocht und Lieder sang, als ob es zum Kampfspiele 
zöge. Als Xerres sie durch einen Herold zur Auslieferung der 
Waffen auffordern ließ, antwortete Leonidas: „Komm und hole sie 
selbst!" Auf die Vorstellung: sein schwaches Heer werde sich nicht 
gegen eine Armee halten können, die so zahlreich sei, daß ihre 
Pfeile die Sonne verdunkelten, antwortete ein Spartaner ächt la¬ 
konisch: „Desto besser, so werden wir im Schatten fechten." — 
Unerschütterlich, gleich einer Mauer, standen die Tapfcrn in 
dem nun beginnenden furchtbaren Kampfe. Wo nur Einzelne der 
Griechen fielen, stürzten Tausende ihrer Feinde. 
Dreimal griffen die Perser an, dreimal wurden sie aber 
auch mit ungeheuerm Verluste zurückgeschlagen, so daß der über- 
rnüthige Werpes, der in einiger Entfernung von einem erhabenen 
Throne herab diesem blutigen Schauspiele zusah, an Sieg und 
Erfolg verzweifelte. Selbst seine Leibwache, die „Unsterbli¬ 
chen", wie er sie nannte, vermochte Nichts auszurichten. Schon 
befahl daher Xerxes den Rückzug, wohl einsehend, daß es un¬ 
möglich sei, von dieser Seite, auf welcher ohnedieß so tapfere 
Streiter sich befanden, in Griechenland einzudringen, als ein Ver- 
räther, Ephialtes, durch den Glanz des Goldes geblendet, sich 
erbot, der persischen Schaar einen verborgenen Felsenweg über die
	        
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