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weil er hoffte, durch das plötzliche Erscheinen eines solchen Thieres
ihm Schrecken einzujagen. Fabricius erschien und erhielt
gerade vor dieser Tapete seinen Platz. Pyrrhus sprach laut und
mit Unmuth. Da öffnete sich der Vorhang, und brüllend schwang
der Elephant seinen langen Rüffel über den Fabricius hinweg.
Dieser aber blieb ganz unerschrocken, sah das Thier von unten
bis oben an, und sagte kaltblütig: ,, S o wenig mich gestern
dein Gold reizte, eben so wenig schreckt mich heute
dein Elephant/'
Mit Bewunderung entließ Pyrrhus den charakterfesten Römer
und gab zugleich den Gefangenen die Erlaubnis^, zu dem damals
einsallenden Saturnalienseste nach Rom zu gehen; sie mußten jedoch
versprechen, nach beendigter Feier wieder in die Gefangenschaft
zurückzukehren. Das geschah auch, denn der römische Senat,
welcher dem Feinde an Großmuth nicht nachstehen wollte, hatte
sogar die Todesstrafe darauf gesetzt, wenn einer das dem Pyrrhus
gegebene Versprechen nicht halten würde.
In den folgenden Jahren (279 und 278 v. Ehr.) stießen noch
einige Mal die Römer und Pyrrhus feindlich zusammen. Die
zweite Schlacht (279) war bei Ascnlum. Hier erfocht Pyrrhus
zwar wieder einen Sieg, doch war derselbe so thener erkauft, daß
er ausrief: ,,Roch ein solcher Sieg, und ich bin ver¬
loren!"
Nun wagte er es nicht mehr, die Römer in ihrem Lager an¬
zugreifen, sondern zog sich mehr und mehr zurück. Im Jahre 278
befehligte Fabricius die Römer, und es bot sich diesem Edeln
auf's Neue Gelegenheit dar, dem Pyrrhus hohe Achtung und Be¬
wunderung einzuflößen. Der Leibarzt des Pyrrhus erbot sich
nämlich in einem Schreiben an den römischen Feldherrn, gegen
eine angemessene Belohnung, seinen König zu vergiften. Fabri¬
cius, der vor einer solchen Schandthat zurückschauderte, schickte den
Brief des Verräthers an Pyrrhus. Nachdem dieser das Schreiben
gelesen hatte, soll er geäußert haben: ,, Es ist leichter, die
Sonne von ihrem Laufe, als den Fabricius von dem
Pfade der Tugend abznlenken."
Pyrrhus ließ den Arzt hinrichten; den Römern aber schickte
er, um seine Dankbarkeit zu beweisen, die Gefangenen ohne Lose-