Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der Geschichte der Römer] (Theil 2)

30 
weil er hoffte, durch das plötzliche Erscheinen eines solchen Thieres 
ihm Schrecken einzujagen. Fabricius erschien und erhielt 
gerade vor dieser Tapete seinen Platz. Pyrrhus sprach laut und 
mit Unmuth. Da öffnete sich der Vorhang, und brüllend schwang 
der Elephant seinen langen Rüffel über den Fabricius hinweg. 
Dieser aber blieb ganz unerschrocken, sah das Thier von unten 
bis oben an, und sagte kaltblütig: ,, S o wenig mich gestern 
dein Gold reizte, eben so wenig schreckt mich heute 
dein Elephant/' 
Mit Bewunderung entließ Pyrrhus den charakterfesten Römer 
und gab zugleich den Gefangenen die Erlaubnis^, zu dem damals 
einsallenden Saturnalienseste nach Rom zu gehen; sie mußten jedoch 
versprechen, nach beendigter Feier wieder in die Gefangenschaft 
zurückzukehren. Das geschah auch, denn der römische Senat, 
welcher dem Feinde an Großmuth nicht nachstehen wollte, hatte 
sogar die Todesstrafe darauf gesetzt, wenn einer das dem Pyrrhus 
gegebene Versprechen nicht halten würde. 
In den folgenden Jahren (279 und 278 v. Ehr.) stießen noch 
einige Mal die Römer und Pyrrhus feindlich zusammen. Die 
zweite Schlacht (279) war bei Ascnlum. Hier erfocht Pyrrhus 
zwar wieder einen Sieg, doch war derselbe so thener erkauft, daß 
er ausrief: ,,Roch ein solcher Sieg, und ich bin ver¬ 
loren!" 
Nun wagte er es nicht mehr, die Römer in ihrem Lager an¬ 
zugreifen, sondern zog sich mehr und mehr zurück. Im Jahre 278 
befehligte Fabricius die Römer, und es bot sich diesem Edeln 
auf's Neue Gelegenheit dar, dem Pyrrhus hohe Achtung und Be¬ 
wunderung einzuflößen. Der Leibarzt des Pyrrhus erbot sich 
nämlich in einem Schreiben an den römischen Feldherrn, gegen 
eine angemessene Belohnung, seinen König zu vergiften. Fabri¬ 
cius, der vor einer solchen Schandthat zurückschauderte, schickte den 
Brief des Verräthers an Pyrrhus. Nachdem dieser das Schreiben 
gelesen hatte, soll er geäußert haben: ,, Es ist leichter, die 
Sonne von ihrem Laufe, als den Fabricius von dem 
Pfade der Tugend abznlenken." 
Pyrrhus ließ den Arzt hinrichten; den Römern aber schickte 
er, um seine Dankbarkeit zu beweisen, die Gefangenen ohne Lose-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.