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seine Mutter, Theophania, tu seinem Namen das Reich, und
nach deren Tode bevormundete ihn Adelheid, seine Großmutter.
Beide gewöhnten ihn an die feineun griechischen und italienischen
Sitten, und daher kam es, daß Otto 111., als er später nach Ita¬
lien zog und die Kaiserkrone empfing, seine bleibende Residenz in
Rom, dem ehemaligen Sitze der Weltherrschaft, aufschlagen
wollte.
Aber das treulose Benehmen der Italiener verleitete ihm die¬
sen Vorsatz wieder.
Mit Mühe nur konnte er den aufrührerischen Römern ent¬
kommen, die ihn in seinem Palaste belagert hatten. Während er
aber ein deutsches Heer versammelte, um sie nachdrücklich zu
züchtigen, starb er plötzlich in einem Alter von nur 22 Jahren
(am 23. Februar 1002) in der Burg Paterno bei Rom.
Die Deutschen brachten die theure Leiche ihres Kaisers erst
nach Verona, später über die Alpen nach Deutschland, wo sie
in Aachen neben Karl dem Großen ruht.
22.
Heinrich II., genannt der Heilige.
1002—1024.
Heinrich II., ein Urenkel Heinrich's I., ward 972 geboren
und erbte das Herzogthum Baiern.*) Durch seine Bewerbungen
bei den einzelnen deutschen Fürsten brachte er es dahin, daß er
von ihnen als Nachfolger Otto's III. anerkannt wurde. Er er¬
warb sich wegen seiner strengen und frommen Lebensart, beson¬
ders durch seine häufigen Andachtsübungen und seine Freigebig¬
keit gegen die Geistlichen, den Namen »der Heilige«.
Doch erst 22 Jahre nach seinem Tode wurde er sammt seiner
Gemahlin Kunigunde durch den Papst unter die Heiligen wirk¬
lich ausgenommen.
*) Als Herzog von Baiern hieß er Heinrich III.; er war ein Sohn Her¬
zog Heinrich's IN, ein Enkel Herzog Heinrich's I., der ein Sohn König
Heinrich's I. war.