Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der Geschichte des Mittelalters] (Theil 3)

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stadt, dem abgesetzten Kaiser Wenzel noch ergeben war; deßhalb 
erklärte er sie anch in die Reichsacht. Nach leichtem Kampfe 
unterwarf er sich die Partei seines Gegenkaisers, der seinen Falk 
durch eigene Unklugheit beschleunigte. 
Ruprecht war ein thätiger und ritterlicher Mann, bemüht, 
der sehr herabgewurdigten Kaiserkrone wieder Ansehen zu ver¬ 
schaffen; allein die Zeiten waren unter seiner Regierung noch so 
verworren, daß sein riihmliches Streben erfolglos blieb. Er ging 
auch nach Italien, um sich daselbst vom Papste krönen zu lassen 
und Einen seiner Gegner, den Herzog Galeazzo, einen An¬ 
hänger Wenzel's, zu demüthigen; doch konnte er hier nichts 
Wichtiges ausrichten, da er die von den Florentinern und dem 
Papste ihm zugesagte Hilfe nicht erhielt. 
In Deutschland wirkte er einigermaßen für den innern Friedeil 
dadurch, daß er einige Raubschlösser in der Wetterau zerstörte. 
Erhebliches aber hat er nicht vollbracht. Ruprecht's Tod erfolgte 
zu Oppenheini (1410). Nach seinem Ableben erhielt Wenzel's 
Bruder, Sigismund, König von Ungarn und Kurfürst von 
Braiidenburg, die Kaiserwürde. 
50. 
Kaiser Sigismund. 
1410—1437. 
Nach Ruprecht's Tode wählten einige Fürsten Sigismund 
von Ungarn, der auch Kurfürst von Brandenburg war, zum 
deutschen Kaiser; andere aber gaben Jobst (Jodok) von Mähren 
ihre Stimine. Da sich nun auch Wenzel fortwährend in seiner 
Würde behaupten wollte, so hatte jetzt Deutschland auf kurze Zeit 
drei Kaiser aus dem luxeinburgischen Hause. Nach Jobst's Tode 
aber (d. 8. Jan. litt) ward die Eiiiheit des Reiches in so weit 
wieder hergestellt, als alle Fürsten Sigismund von Ungarn 
anerkannten und Wenzel nur bis zu seinem Tode (1419) den 
Namen führte. 
Sigismund, ein Sohn Karl's IV. und Wenzel's Bruder, 
war ein redlich gesinnter Mann, unstreitig der beste Kaiser aus
	        
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