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würdiger Thätigkeit hatte er 26 Jahre hindurch das fränkische
Reich verwaltet und es mit stets ungeschwächter Kraft gegen in¬
nere und äußere Feinde siegreich beschützt. Daß er, der gewal-
tige Kriegsheld, sein Alter nur ans 50 Jahre brachte, ist wohl
beu vielen mühevollen Feldzügen zuzuschreiben. Rühmend gedenkt
die Geschichte auch seines großen Eifers für die christliche Reli¬
gion. Der Geschichtsschreiber Luden sagt über ihn: »Es war in
Karl ein so mächtiger Geist, Uue er selten unter den Menschen
erschienen ist, ein tiefer Sinn für jedes rühmliche Werk tut Kriege,
wie im Frieden, und eine Thätigkeit, die überall selbst ergriff
und nicht zu ermüden war. Durch dieses Alles und durch ein
seltenes Glück hat Karl eine solche Masse von Licht und Ruhm
um sich verbreitet, daß er durch das ganze Mittelalter hindurch
glänzet, wie ein glühender einsamer Stern durch das Dunkel
der Nacht.« _
8.
Pipin der Kleine (Kurze),
erster karolingischer König der Franken.
752—768.
Pipin der »Kleine« oder »Kurze« tvurde nach dein Tode
seines Vaters Karl Martell Großhvfmeister bei den Franken.
Er hieß zwar der »Kleine«, war aber stark von Arm und Geist.
Voll seiner Körperstärke zeugt ein eigenthümlicher Zug aus
seinem Leben. Einst scherzten bei einer Thierhetze mehrere Große
über Pipin's kleine Gestalt. Kaum hatte er die Scherzworte ge¬
hört, da sprang er, im Angesichte seiner Franken, mit gezogenem
Schwerte mitten auf den Kampfplatz unter die wilden Thiere,
und schlug einem Löwen, der eben einem Büffel auf den Nacken
gesprungen war, mit Einem Hiebe den Kopf herunter, so daß
das Schwert noch tief in den Nacken des Büffels fuhr. Nach
dieser Heldeuthat rief er feinen Spöttern zu: »Klein bin ich
zwar, aber stark ist mein Arm!«
Pipin und sein Bruder Karl mann führten nach ihres
Vaters Tode die Regierung über das fränkische Reich gemein¬
schaftlich. Beide aber hatten bald gar harte Kämpfe zu be¬