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In seinem hohen Alter befc^To^ S3onifaciu§, der bei seiner
fast 40jährigen Wirksamkeit znm höchsten Ansehen gelangt und
im Jahre 745 Erzbischof von Mainz geworden war, noch¬
mals einen Versuch zn machen, das Volk, bei welchem er das
Bekehrungsgeschäft begonnen hatte, die Friesen, doch noch Zum
Christenthume zu bringen, was ihm früher nicht gelungen war.
Mit einer großen Anzahl von Begleitern — man sagt, es seien
deren 70 gewesen — begab er sich zu ihnen. Die Beschwerden,
welche die Reise ihm verursachte, achtete er nicht; die Wildheit
der Friesen, welche ihm die äußerste Gefahr bereitete, fürchtete
er nicht. Er zog umher im Lande, predigte und taufte, zerstörte
die Götzenbilder, gründete Kirchen unb sah es im Geiste schon,
wie so lieblich das Christenthum hier gedeihen würde. Aber
diese Fortschritte der fremden, sanften Religion entzündeten in
den rohen Gemüthern der Bewohner verderblichen Haß gegen
den Prediger.
Eines Tages nahete ein Schwarm der Heiden; bewaffnet
kamen sie auf Bonifacius und die Seinen zu; ihre Absicht
war nicht schwer zu erkennen. Die Begleiter unsers Glaubens¬
boten schickten sich zur Vertheidigung an, aber er selbst wehrte
es ihnen und wies auf den unmittelbaren Beistand Gottes hin
und auf das Wort der heiligen Schrift: »Vergeltet nicht Böses
mit Bösem!« Hier aber fand sein edles Wirken ein Ziel. Boni¬
facius erlag den ergrimmten Streichen seiner Feinde. Nach
einer langen Wirksamkeit für die Ausbreitung des Christenthums
fand er seinen Tod im Jahre 755 tu einem Alter von 75 Jah¬
ren. Sein Leichnam wurde Anfangs zu Utrecht beigesetzt, von
da aber nach Mainz und endlich nach Fulda gebracht, wo
man jetzt noch angebliche Ueberbleibsel in der Domkirche vor¬
zeigt.
Mit Recht gebührt ihm der Name: »Der Apostel der Deut¬
schen«; denn wenngleich die Friesen und Sachsen erst nach
ihm für das Christenthum gewonnen wurden, so hat er doch das
Verdienst, in vielen Gegenden Deutschlands die Lehre Jesu
zuerst verkündiget, in andern aber, wo sie schon geprediget war,
sie gereiniget zu haben. Bonifacius stiftete die Bisthümer: