Der preußische Staat. 299
einen Bundesgenossen auf dem festen Lande zur Dek-
kung Hannovers bedurfte, ein Vertheidigungsbündniß
geschlossen hatte i5. Jan. 1756, brach er unvermuthet
in Sachsen ein 29. Aug., besetzte das ganze Land, und
bemächtigte sich zu Dresden der zu seiner Rcchtferti-
gung gereichenden Actenstücke. Die sächsische Armee,
welche sich in den Schluchten bei Pirna zusammen zog,
wurde eingeschlossen, und nachdem der Versuch der
Oftreicher unter Brown, sie zu entsetzen, durch daS
Treffen bei Lowositz 1. Oct. verunglückt war, durch
Hunger zu einer Capitulation genbthigt i5. Oct., wo¬
durch sie in Kriegsgefangenschaft kam.
Das eroberte Sachsen bot dem Sieger die wichtigsten
Hilfsquellen dar, und deshalb suchte er sich vor-
züglich hier während des ganzen Krieges zu be-
haupten. Nicht bloß Geld und Kriegsbedürfnisse
aller Art mußte Sachsen liefern, sondern sogar
Rekruten stellen.
121. Diesen Anfang hatte der Krieg genommen,
ehe noch die großen Machte ihre Streitkräfte ge-
gen Friedrich entwickeln konnten. Die Kaiserin Elisa-
beth war aus personlichem Haß gegen Friedrich, Frand-
reich, durch Ostreich geblendet, der Verbindung beige-
treten. Das deutsche Reich wurde durch Ostreichs,
Schweden durch Frankreichs Einfluß zur Theilnahme
«n dem Kriege bewogen. Alle diese Feinde träte»
1767 in verschiedenen Gegenden gegen Preußen und
seinen Bundesgenossen auf. Indem Friedrich sich be-
mühte, den Kern semer Lander zu decken, ließ er selbst
die entfernten Provinzen in Westphalen, in der Folge
such daS Königreich Preußen ohne Verteidigung. Da
die Ostreicher in Böhmen ihn zuerst bedrohten, drang
er in Böhmen ein, und erfocht den blutigen Sieg bei
Prag