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heit, viel unschuldiges Blut vergossen wurde. Während dieser Er¬
eignisse erfreute sich Deutschland unter Maximilians segensreicher
Regierung der größten Ruhe; denn es hatte auch das Faust recht
ganz aufgehört.
Maximilian II., der wegen der Liebenswürdigkeit seines Cha¬
rakters, wie einst Titus, „die Freude der Menschen" genannt
wurde, starb schon am 12ten October 1576. Mit seinem Tode
trat eine für die Reformation sehr ungünstige Zeit ein,- denn sein
ältester Sohn, Rudolph II., der ihm in der Negierung folgte,
war eifrig katholisch.
Rudolph II.
1576—1612.
Rudolph II., der im Jahre 1552 in Wien geboren und
von den Jesuiten in Spanien erzogen wurde, besaß weder den
Geist, noch den einnehmenden Charakter seines Vaters. Er be¬
schäftigte sich in Gesellschaft Kepplers und Tycho de Brahe's,
meist mit gelehrten Studien, besonders mit der Sternkunde und
Scheidekunst; um die Regierung aber bekümmerte er sich wenig.
Unter ihm rissen daher auch wieder große Verwirrungen in Deutsch¬
land ein; denn die Relig i o n sstreitigleiten erneuerten sich,
weil er die, von seinem Vater den Protestanten gestattete, Reli¬
gionsfreiheit wieder aufhob. Er ging in seinem Eifer für den
Katholicismus so weit, daß er die, den Protestanten vorher einge¬
räumten, Kirchen schließen ließ und sogar viele protestantische Geist¬
liche aus dem Lande verwies.
Dadurch entstand natürlich unter den Religionsparteien gegen¬
seitig die höchste Erbitterung, und immer lauter wurden auf beiden
Seiten die Klagen. Da die Religionsstreitigkeiten für die Prote¬
stanten bei mehreren Gelegenheiten einen ungünstigen Ausgang ge¬
nommen hatten *), so schlossen mehrere Fürsten dieses Glaubens am
*) Der Kurfürst von Köln, Gebhard, wurde abgesetzt und aus dem
Lande vertrieben (1583), weil er zur reformirten Kirche übergetreten
war; gegen den protestantischen Magistrat zu Aachen setzten die Katho¬
liken bei Rudolph eine Achtserklärung durch und vertrieben denselben
nebst den Predigern dieses Glaubens aus der Stadt (1596) re.