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Fedinand II.
1619—1637.
Ferdinand II., ein Zögling der Jesuiten, kam unter den
schwierigsten Umständen auf den Thron; denn sein Vetter Ma¬
thias hinterließ ihm alle seine Länder in Aufruhr. Da er ein
heftiger Gegner der Protestanten war, so wollten ihm die öster¬
reichischen Stände erst dann huldigen, wenn er den Religionsbe-
schwerden abgeholfeu haben würde. Die böhmischen Insurgenten
trauten ihm aber nicht und gingen deßhalb herzhaft auf ihn los.
Ehe er es sich versah, rückte der Graf Thurn mit seiner Heeres¬
macht bis Wien vor, und Ferdinands Lage war um so mißlicher,
als die zahlreichen Protestanten der Stadt mit den Belagerern ge¬
meinschaftliche Sache machten; aber er verlor dennoch den Muth
nicht, obgleich schon die böhmischen Kugeln in die Mauern der
kaiserlichen Hofburg einschlngen. Seinen Freunden, die ihm den
Rath gaben, nach Tyrol zu entfliehen, oder mit dem Grafen
Thurn zu unterhandeln, entgegnete er: „Keine Flucht, keine Un¬
terhandlung! Nein! mitten durch alle diese Feinde will ich mir
den Weg nach Frankfurt bahnen und ihnen zum Trotz mir die
Kaiserkrone auf's Haupt setzen!"
Wäre Ferdinand nicht standhaft geblieben, so würde für ihn
Oesterreich und die Hoffnung, den Kaiserthron einzunehmen, ver¬
loren gewesen sein.
Eines Tages drangen als Abgeordnete der Protestanten
sechszehn Edelleute in die Kaiserburg und forderten mit Ungestüm
die Unterzeichnung einer Schrift zu Gunsten der böhmischen Ange¬
legenheit.
Einer derselben faßte sogar den Kaiser bei den Knöpfen seines
Wammses, indem er drohend ausruft: „Randel, willst Du un¬
terschreiben oder nicht?!"
Ferdinand, der verzweiflungsvoll vor dem Bilde Christi auf
den Knien liegt, verweigert, ungeachtet dieses verhängnißvollen
Augenblicks, dennoch standhaft die Unterschrift.
Da erschallt plötzlich Trompetengeschmetter vom Burghofe her, und
fünfhundert Kürassiere vom Regimente Dampierre reiten zum
Schutze Ferdinand's ein.
Unvermerkt waren sie, mit dem Beistände der katholischen Bür-
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